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nach Rache abzustehen, in der Erwägung, dass ihre Freunde nach dem Gesetz mit dem Tode bestraft worden seien und dass demnach ihr Begehren sich durchaus nicht zieme. Auch erfordere die Zeit ganz andere Dinge, und vor allem thue es not, einträchtig zusammenzuhalten, bis Archelaus vom Caesar bestätigt und wieder zurückgekehrt sei. Dann wolle er über ihre Forderungen sich mit ihnen verständigen; einstweilen aber sollten sie sich zufrieden geben und nicht das Verbrechen der Empörung auf sich laden.

(2.) 210 Alles das liess ihnen Archelaus durch den Offizier vorstellen. Sie aber schrien gewaltig, schnitten dem Boten des Königs das Wort ab und bedrohten ihn sowie jeden anderen, der es wagen würde, sie von ihrem Vorhaben abwendig machen zu wollen, mit dem Tode, da sie ihrem eigenen Willen und nicht dem ihrer Vorgesetzten gemäss zu handeln sich entschlossen hätten. 211 Es sei doch unerträglich, dass ihre lieben Freunde, die sie bei Lebzeiten des Herodes verloren, nun nicht einmal nach seinem Tode gerächt werden sollten. In ihrer Aufregung hielten sie eben das, was ihrem Willen entsprach, auch für recht und gesetzlich, ohne dass sie an die Gefahr dachten, die daraus für sie entstehen konnte. Kam aber auch wirklich der eine oder andere auf einen solchen Gedanken, so trat er doch bald wieder hinter dem Verlangen nach Rache an ihren vermeintlichen Todfeinden zurück. 212 Und obwohl Archelaus noch manchen Boten zu ihnen entsandte, um sich mit ihnen zu verständigen, sowie auch noch viele andere Bürger aus eigenem Antrieb sich zu ihnen begaben, um sie auf vernünftigere Gedanken zu bringen, liessen sie doch niemand zu Wort kommen. So entstand denn allmählich ein förmlicher Aufruhr, und es war leicht vorauszusehen, dass derselbe bald grössere Dimensionen annehmen würde, weil eine immer zahlreichere Menge sich an die Unzufriedenen anschloss.

(3.) 213 Da um diese Zeit das Fest herannahte, an welchem die Juden nach väterlicher Sitte nur ungesäuertes Brot

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 475. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/475&oldid=- (Version vom 13.12.2020)