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an Lügenfertigkeit nichts nachgab, und dass der eine ebenso frech die Unwahrheit behauptete wie der andere, fragte er den angeblichen Alexander, wie es denn dem Aristobulus, der mit ihm zugleich gerettet worden, ergangen und weshalb derselbe nicht auch gekommen sei, um das ihm infolge seiner vornehmen Herkunft zustehende Recht in Anspruch zu nehmen. 335 Die Antwort lautete, Aristobulus sei aus Furcht vor den Gefahren des Meeres auf der Insel Cypern zurückgeblieben, damit, wenn ihm, dem Alexander, etwas Menschliches begegne, das Geschlecht der Mariamne nicht gänzlich ausgerottet würde, sondern wenigstens Aristobulus noch am Leben bliebe, um es mit seinen Feinden aufzunehmen. 336 Als nun der, welcher diese Ausrede ersonnen hatte, die Aussage des jungen Mannes bekräftigte, nahm der Caesar den letzteren beiseite und sprach zu ihm: „Wenn du mir die Wahrheit gestehst, will ich dir zur Belohnung das Leben schenken. Sage mir also, wer du bist, und wer dich zu solchem Unterfangen beschwätzt hat. Denn dein Vorgehen verrät eine Tücke, die man deinem Alter nicht zutrauen kann.“ 337 Da entdeckte der junge Mann, der nicht wohl anders konnte, dem Caesar den ganzen Plan und gab auch an, wie und von wem derselbe ausgedacht worden sei. Der Caesar, der sein gegebenes Wort nicht brechen wollte, schickte sodann den falschen Alexander, weil er sah, dass derselbe zu anstrengender Arbeit tauglich war, auf die Ruderbank, den Anstifter des Betruges aber liess er hinrichten. 338 Übrigens war es für die Bewohner von Melos schon Strafe genug, dass sie das viele Geld verloren, welches sie dem falschen Alexander gegeben hatten. Einen so schimpflichen Ausgang hatte das tollkühne Unternehmen des falschen Alexander.

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 499. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/499&oldid=- (Version vom 13.12.2020)