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nach seiner Weisung die Schätzung ihres Vermögens ruhig geschehen. 4 Der Gaulaniter Judas[1] dagegen, der aus der Stadt Gamala gebürtig war, reizte in Gemeinschaft mit dem Pharisäer Sadduk das Volk durch die Vorstellung zum Aufruhr, die Schätzung bringe nichts anderes als offenbare Knechtschaft mit sich, und so forderten sie das gesamte Volk auf, seine Freiheit zu schützen. 5 Denn jetzt sei die beste Gelegenheit gegeben, sich Ruhe, Sicherheit und dazu auch noch Ruhm zu verschaffen. Gott aber werde nur dann bereit sein, ihnen zu helfen, wenn sie ihre Entschlüsse thatkräftig ins Werk setzten und das besonders, je wichtiger diese ihre Entschlüsse seien und je unverdrossener sie dieselben ausführten. 6 Derartige Reden wurden mit grösstem Beifall aufgenommen, und so dehnte sich das tollkühne Unternehmen bald ins ungeheuerliche aus. Kein Leid gab es, von dem infolge der Hetzarbeit jener beiden Männer unser Volk nicht heimgesucht worden wäre. 7 Ein Krieg nach dem anderen brach aus, und es konnte nicht fehlen, dass die Juden unter den beständigen Angriffen schwer litten. Ihre wahren Freunde, die ihnen hätten beistehen können, hatten sie verloren; Räuber machten das Land unsicher und viele der edelsten Männer wurden ermordet, angeblich um der Freiheit willen, in Wahrheit aber nur aus Beutegier. 8 So kam es zu Aufständen und öffentlichem Blutvergiessen, wobei bald die Bürger in der Sucht, keinen von der Gegenpartei am Leben zu lassen, sich gegenseitig mordeten, bald die Feinde niedergemacht wurden. Um das Elend voll zu machen, entstand dann auch noch Hungersnot, die zu allen möglichen Freveln die Wege ebnet, sodass ganze Städte verwüstet wurden und endlich sogar der Tempel infolge des Aufruhrs in Flammen aufging. 9 So wurde die Neuerungssucht und das Rütteln an den althergebrachten Einrichtungen den Übelthätern selbst zum Verderben. Judas und Sadduk nämlich, die eine vierte Philosophenschule gegründet

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 505. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/505&oldid=- (Version vom 13.12.2020)
  1. Vergl. Apostelgeschichte 5, 37.