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in Dikaearchia herzugeben, weil er die Verschwendungssucht Agrippas fürchtete. Kypros verabschiedete sich darauf von ihrem Gatten, der alsbald nach Italien abfuhr, und kehrte selbst mit ihren Kindern nach Judaea zurück.

(4.) 161 In Puteoli angelangt, schrieb Agrippa einen Brief an den Caesar Tiberius, der damals in Capreae zurückgezogen lebte, teilte ihm mit, er sei gekommen, um ihm pflichtgemäss seine Aufwartung zu machen, und bat ihn um die Erlaubnis, sich in Capreae einfinden zu dürfen. 162 Tiberius antwortete ihm mit grösster Freundlichkeit und gab seiner Freude darüber Ausdruck, dass er ihn in Capreae sehen werde. Als Agrippa nun ankam, fand er eine so ehrenvolle Aufnahme und glänzende Bewirtung, wie er dem Briefe gemäss erwarten konnte. 163 Am folgenden Tage jedoch erhielt der Caesar von Herennius Capito die schriftliche Anzeige, Agrippa habe dreihunderttausend Sesterzien entliehen, sie aber am Verfalltage nicht zurückgezahlt, und als er ihn an die Rückzahlung gemahnt habe, sei er aus seinem Lande geflohen, sodass er jetzt gar keine Hoffnung mehr habe, das Geld von ihm einzutreiben. 164 Als der Caesar diesen Brief gelesen hatte, wurde er sehr unwillig und liess Agrippa den Zutritt zum Hofe untersagen, bis er die Schuld bezahlt habe. Dieser aber liess sich durch den Zorn des Caesars nicht im mindesten aus der Fassung bringen, sondern erbat sich von Antonia, der Mutter des Germanicus und des nachmaligen Caesars Claudius, dreihunderttausend Sesterzien, damit er die Freundschaft des Tiberius nicht verlöre. 165 Antonia gab ihm das Geld, teils im Andenken an seine Mutter Berenike, mit der sie in sehr vertrautem Verkehr gestanden hatte, teils weil er mit Claudius erzogen worden war. Sobald nun Agrippa seine Schuld abgetragen hatte, war sein gutes Einvernehmen mit Tiberius wiederhergestellt, 166 und der Caesar vertraute ihm sogar seinen Enkel an, damit er ihn auf seinen Ausgängen begleite. Aus Dankbarkeit für das freundliche Entgegenkommen der Antonia widmete alsdann Agrippa

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 533. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/533&oldid=- (Version vom 13.12.2020)