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seine ganze Sorgfalt dem Gajus, welcher der Enkel der Antonia war und wegen der allgemeinen Beliebtheit seines Vaters überall in hoher Achtung stand. 167 Es befand sich aber damals ein gewisser Samariter Thallus, ein Freigelassener des Caesars, am Hofe. Von diesem lieh Agrippa sich eine Million Sesterzien, bezahlte der Antonia seine Schuld und verwendete den Rest dazu, Aufwendungen behufs Erlangung der Gunst des Gajus zu machen, sodass er in dessen Ansehen gewaltig stieg.

(5.) 168 Als nun Agrippa mit Gajus immer vertrauter wurde und eines Tages mit ihm im Wagen ausfuhr, kam die Rede auf Tiberius. Da sprach Agrippa, weil sie unter sich waren, den Wunsch aus, Tiberius möge recht bald dem des Thrones viel würdigeren Gajus Platz machen. Das hörte Agrippas Freigelassener Eutychus, der den Wagen lenkte, schwieg aber einstweilen dazu. 169 Später beschuldigte Agrippa den Eutychus, ihm ein Gewand gestohlen zu haben, was auch auf Wahrheit beruhte. Eutychus floh darauf, wurde aber ergriffen und zum Stadtpraefekten Piso geführt, der ihn um die Ursache seiner Flucht befragte. Der Gefangene entgegnete, er habe dem Caesar ein Geheimnis zu melden, welches seine Sicherheit betreffe. Der Praefekt schickte ihn nun nach Capreae, wo Tiberius ihn nach seiner Gewohnheit in Fesseln legen liess. Der Caesar konnte überhaupt zaudern, wie kein anderer König oder Fürst. 170 So liess er auch Gesandtschaften oft lange warten und gab seinen Statthaltern und Landpflegern nicht leicht Nachfolger, wenn sie nicht mit Tod abgingen.[1] Daher kam es auch, dass er Gefangene oft längere Zeit im Kerker liess, ehe er sie verhörte. 171 Als ihn eines Tages seine Freunde fragten, warum er alles von einem Tag auf den anderen verschiebe, sagte er, die Gesandtschaften pflege er deshalb hinzuhalten, damit nicht bei schneller Entlassung derselben sobald wieder neue zu ihm geschickt würden und er sich so stets der Mühe unterziehen müsse, sie zu

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 534. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/534&oldid=- (Version vom 13.12.2020)
  1. Vergl. hierzu Tacitus, Annalen, I, 80.