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gelungen, wenn nicht Antonia entschlossen und mit kluger Überlegung denselben vereitelt hätte. 182 Sobald sie nämlich von den Nachstellungen gegen Tiberius Kunde erhielt, schrieb sie diesen alles ausführlich, übergab den Brief dem ergebensten ihrer Sklaven, Pallas, und schickte ihn damit nach Capreae zu Tiberius. Daraufhin liess der Caesar den Sejanus und alle seine Mitverschworenen hinrichten, schätzte von nun an die Antonia um so höher und schenkte ihr sein volles Vertrauen. 183 Sie bat also jetzt Tiberius, er möge den Eutychus verhören lassen, worauf der Caesar entgegnete: „Hat Eutychus das, was Agrippa gesagt haben soll, erlogen, so wird er nach Gebühr bestraft werden. Erweist sich dagegen bei der peinlichen Befragung seine Aussage als wahr, so mag Agrippa sich vorsehen, dass die Strafe, die er seinem Freigelassenen zugedacht hat, nicht auf sein eigenes Haupt zurückfalle.“ 184 Als Antonia diese Worte dem Agrippa mitteilte, bat dieser um so nachdrücklicher, die Sache möchte untersucht werden, und da er gar nicht aufhörte, sie darum anzugehen, 185 ergriff sie die günstige Gelegenheit, als Tiberius in Begleitung Agrippas und seines Enkels Gajus nach der Mahlzeit ausfuhr, ging eine Weile neben dem Wagen her und bat den Caesar, den Eutychus jetzt vorführen zu lassen und zu verhören. 186 Darauf erwiderte Tiberius: „Ich rufe die Götter zu Zeugen an, dass ich nicht freiwillig, sondern durch deine Bitten genötigt thue, was jetzt geschehen soll.“ Nach diesen Worten befahl er Macro, dem Nachfolger des Sejanus, den Eutychus vorzuführen. Als dies unverzüglich geschehen war und Tiberius ihn fragte, was er denn gegen den Mann vorbringen könne, der ihn in Freiheit gesetzt habe, 187 antwortete Eutychus: „Gajus und Agrippa fuhren einmal im Wagen aus, und ich sass zu ihren Füssen. Nachdem nun mancherlei Reden gewechselt waren, sprach Agrippa zu Gajus: Käme doch endlich der Tag, an dem der Alte das Zeitliche segnete und dich zum Herrscher des Erdkreises einsetzte! Denn sein Enkel Tiberius wird uns wenig zu schaffen machen, wenn du ihn aus dem Wege

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 537. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/537&oldid=- (Version vom 13.12.2020)