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dir für die Zukunft in Aussicht stellen. 200 Es kann nämlich gar nicht ausbleiben, dass du in kurzer Frist aus diesen Fesseln befreit wirst. Dann wirst du zu höchstem Ansehen und grösster Macht gelangen, und alle werden dich glücklich preisen, die jetzt dein Schicksal bedauern. Auch wirst du einen glücklichen Tod haben und deine Macht auf deine Kinder vererben. Siehst du aber diesen Vogel wieder, so magst du daran erkennen, dass du in fünf Tagen sterben musst. 201 Um dir nun anzuzeigen, dass dies alles geschehen wird, hat die Gottheit dir diesen Vogel geschickt. Und da ich Sehergabe besitze, hielt ich es für unrecht, dir die Kenntnis der Zukunft zu verheimlichen. Bist du also deines künftigen Glückes sicher, so magst du das, was du jetzt leidest, als eine Kleinigkeit ansehen. Ist dir aber einmal dieses Glück zu teil geworden, so gedenke auch unser, damit wir dem Elend, das uns jetzt drückt, entrinnen mögen.“ 202 Diese Weissagung des Germanen erschien damals dem Agrippa ebenso lächerlich, als sie ihn später mit Staunen erfüllte. – Antonia aber, die über Agrippas Unglück sehr verstimmt war, hielt es jetzt für unthunlich, sich bei Tiberius für ihn zu verwenden, zumal sie diesen als unerbittlich kannte. 203 Doch wusste sie es bei Macro durchzusetzen, dass zu den Soldaten, die ihn bewachen mussten, und den Centurionen, welche diese befehligten und mit ihm zusammengeschlossen wurden, nur menschenfreundliche und verständige Männer gewählt wurden, dass man ihm gestattete, täglich zu baden, dass seine Freigelassenen und Freunde ihn besuchen durften, und dass ihm manche andere Erleichterung gewährt wurde. 204 Infolgedessen hatten sein Freund Silas und seine Freigelassenen Marsyas und Stoecheus ungehinderten Zutritt zu ihm, brachten ihm Speisen, die er besonders gern ass, und bewiesen sich ihm recht hilfreich. So brachten sie auch Teppiche heran, als wenn sie dieselben verkaufen wollten, und breiteten sie zur Nachtzeit mit Hilfe der Soldaten und mit Zustimmung Macros unter ihm aus. In dieser Weise

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 540. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/540&oldid=- (Version vom 13.12.2020)