Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/561

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

316 Und da der Ort, wo sie sich aufhielten, unzugänglich war, erbauten sie sich dort eine Burg, schickten einige der Ihrigen zu den Hirten und legten denselben eine so grosse Abgabe an Vieh auf, dass sie ihr Leben damit fristen konnten, indem sie ihnen zugleich mitteilen liessen, sie würden, falls sie sich fügten, sich als ihre Freunde beweisen und sie vor ihren Feinden schützen, im anderen Falle dagegen ihre Herden niedermachen. 317 Da den Hirten nichts anderes übrig blieb, gehorchten sie und lieferten so viele Schafe, als die Abenteurer forderten. So wuchs die Macht des Gesindels immer mehr, und es trieb schliesslich, was ihm beliebte, indem niemand mehr vor seinen plötzlichen Überfällen sicher war. Auf Widerstand stiessen die Abenteurer nirgends, weil sie überall Furcht und Schrecken zu verbreiten wussten, und der Ruf von ihren Thaten drang endlich bis zum Könige der Parther.

(2.) 318 Als nun der babylonische Satrap von diesem Treiben Kunde erhielt, wollte er die Abenteurer gleich im Anfange niederwerfen, bevor das Übel sich weiter ausbreitete. Er zog daher aus den Parthern und Babyloniern eine so grosse Streitmacht zusammen, als er nur konnte, und brach in Eilmärschen gegen sie auf, um sie zu überrumpeln, ehe sie noch von seinen Rüstungen Kenntnis erlangten. 319 Bei einem Sumpfe machte er halt und unternahm zunächst nichts. Am folgenden Tage aber, einem Sabbat, an dem die Juden sich jeglicher Arbeit enthalten, rückte er, da er glaubte, der Feind werde sich deshalb auf keinen Kampf einlassen, sondern sich ohne Schwertstreich gefangen geben, langsam vor, um denselben unversehens zu überfallen. 320 Asinaeus nun, der zufällig mit seinen Gefährten zusammensass und die Waffen neben sich gelegt hatte, sprach plötzlich: „Ihr Männer, es tönt Gewieher an mein Ohr, doch nicht von Pferden, die auf den Weiden grasen, sondern wie von Schlachtrossen, die den Reiter tragen. Ja, ich höre sogar deutlich das Knirschen der Gebisse, sodass ich fürchte, die Feinde haben uns umzingelt und schreiten

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 561. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/561&oldid=- (Version vom 13.12.2020)