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zum Angriff. Laufe also gleich einer von euch hin, um zu kundschaften und sichere Nachricht zu bringen. Es soll mir lieb sein, wenn ich mich getäuscht habe.“ 321 Sogleich liefen einige von den Leuten weg, um zu spähen, und kehrten alsbald mit folgendem Bescheid zurück: „Deine Vermutung über das Vorhaben unserer Feinde hat dich nicht getäuscht; es scheint, sie wollen sich nicht mehr ungestraft drangsalieren lassen. 322 Wir sind mit List umzingelt, müssen uns von der gewaltigen Reitermasse, die auf uns eindringt, wie Schlachtvieh niedermachen lassen und können noch nicht einmal Widerstand leisten, weil wir nach der Vorschrift unseres Gesetzes verpflichtet sind, uns ruhig zu verhalten.“ 323 Asinaeus indes war nicht derselben Meinung wie die Kundschafter, sondern hielt es für ratsamer, bei der gefährlichen Lage Mut zu fassen und das Gesetz zu übertreten, um lieber in tapferer Gegenwehr dem sicheren Tode zu erliegen, als dem Feinde die Freude zu lassen, dass er sie wehrlos hinschlachten könne. Dann griff er selbst zu den Waffen und trieb seine Gefährten zu gleicher Kühnheit an, rief ihnen auch noch zu, sie sollten sich wacker schlagen. 324 Als nun der Kampf entbrannte, machten sie viele ihrer Feinde nieder, da dieselben mit einer Sorglosigkeit herangezogen waren, als hätten sie den Sieg schon in Händen; den Rest aber trieben sie in die Flucht.

(3.) 325 Als der Partherkönig von diesem Kampfe hörte, wünschte er voll Bewunderung für die Kühnheit der beiden Brüder sie zu sehen und zu sprechen. Er schickte daher den treuesten seiner Trabanten zu ihnen und liess ihnen sagen: 326 „Der König Artabanus will, obgleich ihr ihn durch Eindringen in sein Reich beleidigt habt, dennoch seinen Zorn eurer Tapferkeit zum Opfer bringen und schickt mich deshalb her, um euch unter Handschlag zu versichern, dass er euch ungehinderte Reise gewährleistet. Er bittet euch nämlich, zu ihm zu kommen, weil er mit euch einen Freundschaftsvertrag schliessen will, und nichts von List oder Betrug zu

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 562. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/562&oldid=- (Version vom 13.12.2020)