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den Asinaeus und liess ihn unverweilt heimkehren. Sobald Asinaeus in seiner Niederlassung angelangt war, legte er teils neue Kastelle an, teils versah er die alten mit neuen Befestigungen und gelangte in kurzer Zeit zu einer Macht, wie sie vor ihm von niemand erreicht worden war, der sich aus so kleinen Anfängen emporgeschwungen hatte. 339 Auch die parthischen Anführer, welche in die benachbarten Gebiete geschickt wurden, achteten und ehrten ihn; denn die Auszeichnung, welche ihm die Babylonier zu teil werden liessen, erschien nur unbedeutend und in keiner Weise seinen Verdiensten entsprechend. So hatte er bald alle Gewalt in Händen, da in Mesopotamien sich jeder nach seinem Wink und Willen richtete, und fünfzehn Jahre lang stieg sein Glück täglich mehr und mehr.

(5.) 340 Als aber die Brüder auf dem Gipfel ihrer Macht angelangt waren, fing das Unglück an, ihnen zuzusetzen, und zwar aus folgender Veranlassung. Sie wichen allmählich vom Pfade der Tugend ab, die ihnen eine so gewaltige Macht verschafft hatte, und wandten sich einem sündhaften Leben zu, indem sie die Gesetze ihrer Väter verachteten und in Lust und Sinnlichkeit verfielen. 341 Ein parthischer Fürst, der zum Satrapen jener Provinzen ernannt worden war, brachte dorthin seine Gattin mit, die ausser anderen Vorzügen besonders eine wunderbar schöne Körpergestalt aufwies. 342 Mochte nun Anilaeus, der Bruder des Asinaeus, etwas von ihrer Schönheit gehört oder sie einmal selbst erblickt haben, genug, er wurde sogleich ebenso sehr von Liebe als von Erbitterung ergriffen, teils weil ihm gar keine Hoffnung blieb, das Weib zu besitzen, es sei denn, dass er sich ihrer mit Gewalt bemächtigt hätte, teils weil er seine Begierde nach ihr nicht zu unterdrücken vermochte. 343 Die Brüder erklärten daher den Gatten des Weibes für ihren Feind, und kaum war er im Kampfe gefallen, so war seine Gattin auch schon mit ihrem Liebhaber vermählt. Indessen zog das Weib nicht in das Haus der Brüder ein, ohne dem Anilaeus sowohl wie dem Asinaeus das schwerste Unheil zu bereiten.

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 565. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/565&oldid=- (Version vom 13.12.2020)