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344 Sie war nämlich bereits vor der Ehe mit dem jetzt gefallenen Gatten vermählt gewesen, und da sie nach dem Tode ihres ersten Mannes in Gefangenschaft geriet, verbarg sie die Bildnisse der Götter, die sie mit jenem Manne verehrt hatte, und nahm sie nach dem Brauche ihres Landes mit sich. In jenen Gegenden ist es nämlich allgemein Sitte, Götterbilder zu Hause zu haben und dieselben auf Reisen mitzunehmen. Zunächst nun verehrte das Weib die Bildnisse heimlich; als sie aber des Anilaeus Gattin geworden war, betete sie ihre Götter nach ihrer früheren Gepflogenheit und unter denselben Ceremonien, die sie von ihrem ersten Gatten her gewohnt war, an. 345 Die Gefährten der beiden Brüder nun, die bei denselben besonderen Einfluss hatten, machten dem Anilaeus in aller Güte Vorstellungen darüber, dass er so arg gegen die Gesetze und Gebräuche der Hebräer verstosse und ein ausländisches Weib genommen habe, welche die ihnen so genau vorgeschriebenen Opfer und sonstigen gottesdienstlichen Handlungen umgehe. Er möge sich daher vorsehen, dass er nicht seiner Sinneslust zuliebe seine Macht einbüsse, nachdem dieselbe mit Gottes Hilfe so sehr gewachsen sei. 346 Doch richteten sie mit solchen Reden nichts aus, und Anilaeus stiess sogar einen der Seinigen, der so freimütig gesprochen hatte, nieder. Als dieser im Sterben lag, flehte er in seiner Anhänglichkeit an das Gesetz zu Gott, er möge seinen Tod an Asinaeus und Anilaeus rächen, alle seine Gefährten aber auf gleiche Weise durch die Hand ihrer Feinde umkommen lassen, weil sie ihm keine Hilfe geleistet hätten, als er sich für das Gesetz der Gefahr unterzogen habe. 347 Hierüber gerieten sie alle in grosse Missstimmung, verhielten sich aber zunächst noch ruhig, weil sie sich wohl bewusst waren, dass sie ihre gegenwärtige glänzende Lage nur der Tapferkeit der beiden Brüder zu verdanken hatten. 348 Als sie jedoch von der Verehrung der parthischen Götzenbilder hörten, glaubten sie des Anilaeus Frevel gegen das Gesetz nicht länger ertragen zu dürfen, sondern zogen in Menge zu Asinaeus

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 566. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/566&oldid=- (Version vom 13.12.2020)