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hin 349 und schrien, er müsse, wenn er auch früher einzuschreiten unterlassen habe, doch wenigstens jetzt das Geschehene wieder gut zu machen suchen, ehe er selbst samt allen anderen zur Strafe für diesen Frevel dem Verderben anheimfalle. Dann führten sie Klage über die Ehe mit einem fremden Weibe, die weder mit ihren Sitten noch mit den Gesetzen ihrer Väter in Einklang stehe, und über die Götzenverehrung, die das Weib zur Beschimpfung des von ihnen angebeteten Gottes treibe. 350 Nun wusste Asinaeus zwar recht gut, dass das Vergehen seines Bruders schon grosses Unheil heraufbeschworen habe und noch herauf beschwören werde; gleichwohl schwieg er aus verwandtschaftlichen Rücksichten dazu still und verzieh ihm, weil er unter dem Banne seiner mächtigen Leidenschaft stehe. 351 Da aber Tag für Tag die Menge sich zu ihm drängte und das Geschrei immer lauter wurde, machte er endlich seinem Bruder Vorstellungen, tadelte das Vorgefallene bitter und verlangte von ihm, er solle von seinem Wandel ablassen und das Weib heimschicken. 352 Indes richtete er mit diesen Worten nichts aus. Als das Weib aber merkte, dass die Menge ihretwegen in Aufruhr war, und fürchten musste, Anilaeus werde wegen seiner Liebe zu ihr grossen Gefahren entgegen gehen, mischte sie dem Asinaeus Gift in die Speisen und räumte ihn so aus dem Wege. Eine Strafe hatte sie ja für ihr Verbrechen nicht zu fürchten, weil ihr eigener sterblich in sie verliebter Gatte sie hätte richten müssen.

(6.) 353 Anilaeus, der nun allein an der Spitze stand, unternahm alsbald einen Kriegszug gegen die Besitzungen des Mithradates, eines vornehmen Parthers, welcher die Tochter des Königs Artabanus zur Frau hatte. Diese Besitzungen wurden geplündert und lieferten eine grosse Ausbeute an Geld und Sklaven sowie an Vieh und vielem anderen, was seinem Besitzer das Leben angenehm machen kann. 354 Als aber Mithradates, der sich gerade in der Gegend aufhielt, die Einnahme seiner Besitzungen erfuhr, geriet er in höchsten Zorn darüber, dass Anilaeus,

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 567. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/567&oldid=- (Version vom 13.12.2020)