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ihnen selbst im Falle eines Unglückes keine Hoffnung mehr bleiben würde, da die meisten jungen Leute ausgehoben seien. 360 Durch diese Worte, welche er an die Versammelten richtete, wusste Anilaeus es dahin zu bringen, dass sie sich überzeugen liessen, und so wurde Mithradates freigelassen. Als er nun zu Hause anlangte, empfing ihn seine Gattin mit Schmähungen und fragte ihn, ob er die schimpfliche Behandlung, die ihm zu teil geworden, ruhig hinnehmen und zufrieden sein wolle, sein Leben aus den Händen der Juden gerettet zu haben. 361 „Jetzt,“ fügte sie hinzu, „kehrst du entweder tapferen Mutes wieder um, oder, das schwöre ich dir bei den Göttern dieses Landes, ich löse meine Ehe mit dir auf.“ 362 So musste denn Mithradates, teils weil er der täglichen Vorwürfe überdrüssig war, teils weil er bei dem stolzen Sinne seines Weibes fürchtete, sie werde sich wirklich von ihm trennen, wider seinen Willen so viele Soldaten, als er konnte, auftreiben. Mit diesen zog er dann gegen den Feind, entschlossen, lieber sein Leben zu verlieren, als im Kampfe gegen die Juden zu unterliegen.

(7.) 363 Als aber Anilaeus vernahm, dass Mithradates im Begriff stehe, mit grosser Heeresmacht ihm entgegenzuziehen, hielt er es für unrühmlich, sich innerhalb der sumpfigen Niederungen zu bergen, und beschloss daher dem Feinde die Stirn zu bieten. Und da ihm auch sein einstiges Glück das Vertrauen einflösste, er werde den Feinden ebenso wie früher mitspielen und es werde seinen Leuten die Kühnheit nicht mangeln, die sie sonst bewiesen, führte er seine Streitmacht vor. 364 Ausser seinem eigentlichen Heere schlossen sich noch viele andere an ihn an, welche die Hoffnung auf Beute lockte und die durch ihren blossen Anblick dem Feinde schon Schrecken einzujagen geeignet waren. 365 Als man nun durch dürre Gegenden und dazu noch um die Mittagszeit neunzig Stadien weit marschiert war, hatte den Kriegern der Durst schon gewaltig zugesetzt. Da zeigte sich plötzlich Mithradates und drang mit grossem Ungestüm auf sie ein, und weil sie vor Durst und Hitze keine Waffen

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 569. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/569&oldid=- (Version vom 13.12.2020)