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Verschiedenheit ihrer Religion in Streit gelebt, und jeder der beiden Gegner suchte den anderen zu kränken, so viel er nur vermochte. Sobald aber jetzt Anilaeus und seine Gefährten tot waren, fielen die Babylonier über die Juden her. 372 Diese litten sehr unter den Feindseligkeiten ihrer Gegner, und da sie keinen offenen Widerstand leisten konnten, aber auch nicht länger mit ihnen zusammenzuleben sich getrauten, wanderten sie zum Teil nach Seleukia aus, der Hauptstadt jenes Landes, die von Seleukus, dem Sohne des Nikator, erbaut ist, und wo viele Macedonier, aber noch mehr Griechen und auch eine Anzahl Syrer wohnen. 373 Hier fanden sie Aufnahme, und fünf Jahre lang erfreuten sie sich in dieser Stadt eines friedlichen Daseins. Im sechsten Jahre aber brach unter den in Babylon zurückgebliebenen Juden eine Seuche aus, und es wanderten infolgedessen wieder viele von ihnen nach Seleukia aus. Doch traf sie bald hier ein noch grösseres Unglück, und zwar aus folgender Veranlassung.

(9.) 374 Die Griechen und Syrer in Seleukia lebten ebenfalls meist in Streit und Hader, wobei jedoch die Griechen immer im Vorteil blieben. Als aber jetzt die jüdischen Ankömmlinge bei ihnen wohnten, stieg die Macht der Syrer, weil die Juden, die als tapfere Männer und stets bereite Helfer in Kriegsfällen bekannt waren, zu ihnen hielten. 375 Die Griechen befanden sich also in einer üblen Lage, und da sie erkannten, dass sie nur dadurch ihre Macht wiedererlangen konnten, dass sie die Juden mit den Syrern entzweiten, machten sich einige von ihnen an diejenigen Syrer heran, zu denen sie früher nähere Beziehungen unterhalten hatten, und suchten sie zur Aussöhnung zu bewegen. 376 Hierauf gingen die Syrer ein, und nachdem man sich verständigt hatte, unterhandelten die vornehmsten Männer von beiden Seiten in betreff des Friedensschlusses, worauf eine völlige Aussöhnung zu stande kam. Nun aber glaubten beide Teile sich kein besseres Freundschaftszeichen geben zu können, als wenn sie ihren Hass gegen

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 571. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/571&oldid=- (Version vom 13.12.2020)