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befriedigen, als sich und seine Mitverschworenen rasch aus der Gefahr befreien wollte. Dann aber gab es auch noch Mittel und Wege, um dem Gajus Hilfe zu leisten, wenn er nicht sogleich seinen Geist aufgab. Chaerea müsste also die Absicht gehabt haben, sich und seinen Freunden ebenso sehr wie Gajus zu schaden, wenn er thörichterweise sich selbst hätte verderben wollen; 108 bei günstigem Erfolg konnte er sich ja leicht allen Verfolgungen entziehen, während es von vornherein doch noch ungewiss war, ob alles nach Wunsch ablaufen würde. Doch mag hierüber jeder seine eigene Meinung haben. 109 Gajus nun, dem die Wunde heftigen Schmerz verursachte, da das Schwert zwischen Hals und Schulter eingedrungen und vom Schlüsselbein aufgehalten worden war, schrie in seiner Bestürzung weder auf noch rief er die Hilfe eines seiner Freunde an, sei es, weil er niemand so recht traute, sei es, dass er gar nicht daran dachte. Doch stöhnte er einmal in ungeheurem Schmerz auf und versuchte dann zu entfliehen. 110 In diesem Augenblicke aber warf sich ihm Cornelius Sabinus entgegen, der schon darauf vorbereitet war und ihn zu Boden drückte. Und nun drangen die sämtlichen Verschworenen mit Schwertern auf ihn ein, indem sie sich gegenseitig zuriefen: „Stoss zu! Stoss zu!“ Wie allgemein angenommen wird, war es Aquilas, der ihm den letzten Stoss versetzte, worauf er verschied. 111 Chaerea aber ist mit vollem Recht als der Urheber des Mordes anzusehen. Denn obwohl er die That mit einer Anzahl Genossen zusammen verübte, war er es doch, der den ersten Gedanken daran fasste. 112 Ebenso hatte er die Art dar Ausführung ersonnen und zuerst den Plan mit anderen beraten. Und als die übrigen seinem Vorschlag zustimmten, war er es wieder, der sie zu dem Komplott vereinigte, die besten Mittel und Wege ausklügelte und so geschickt zu sprechen wusste, dass er seine Genossen schliesslich zu der That beredete. 113 Sobald dann der Augenblick zum Handeln gekommen war, feuerte Chaerea die anderen Verschworenen zu entschlossenem Vorgehen an und machte ihnen die

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 591. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/591&oldid=- (Version vom 13.12.2020)