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36 Inzwischen hatte auch Helena, die von einem anderen Juden unterrichtet worden war, den jüdischen Glauben angenommen. Als nun Izates beim Antritt seiner Regierung nach Adiabene kam und seine Brüder und übrigen Verwandten in Ketten sah, war ihm das keineswegs recht. 37 Sie hinzurichten oder weiterhin gefangen zu halten, erschien ihm unbillig; anderseits konnte er sich, da er ihres früheren Hasses gedachte, nicht entschliessen, sie frei neben sich zu haben, und so schickte er einige von ihnen samt ihren Kindern als Geiseln nach Rom zum Caesar Claudius, die übrigen aber in gleicher Eigenschaft zum Partherkönige Artabanus.

(4.) 38 Sobald Izates erfuhr, wie sehr seine Mutter den jüdischen Gebräuchen zugethan sei, wollte auch er selbst sich vollständig dazu bekennen, und da er sich für keinen rechten und vollkommenen Juden hielt, wenn er sich nicht beschneiden liesse, war er auch hierzu bereit. 39 Seine Mutter aber, der dies zu Ohren kam, suchte ihn von seinem Vorhaben abzubringen, indem sie ihm zu bedenken gab, in wie grosse Gefahr er dadurch geraten würde. Es müsse ja bei seinen Unterthanen lebhaften Unwillen erregen, wenn sie vernähmen, dass er sich zu fremden und ihnen ganz widerwärtigen Gebräuchen bekenne, und sie würden gewiss nicht zugeben, dass ein echter Jude über sie herrsche. 40 Durch solche Vorstellungen suchte sie ihm seine Absicht zu verleiden. Izates aber teilte ihre Äusserungen dem Ananias mit, der wider Erwarten die Ansicht der Helena billigte und ihm zugleich ankündigte, er werde seinen Hof verlassen, wenn er nicht gehorche. 41 Er, Ananias, müsse ja selbst Gefahr für sein Leben befürchten, wenn die Sache in die Öffentlichkeit käme, weil man ihm dann gleich den Vorwurf machen würde, den König dazu verleitet und ihn in solchen, ihm so wenig anstehenden Dingen unterwiesen zu haben. Izates, fuhr er fort, könne Gott auch ohne Beschneidung verehren, wenn er nur die gottesdienstlichen Gebräuche der Juden befolgen wolle, die

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 641. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/641&oldid=- (Version vom 14.2.2021)