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viel wichtiger als die Beschneidung seien. 42 Dann fügte er noch hinzu, Gott selbst werde ihm wohl gern nachsehen, dass er von der Beschneidung Abstand nehme, weil er sich in einer Zwangslage befinde und Rücksicht auf seine Unterthanen nehmen müsse. Durch diese Worte liess der König sich einstweilen bereden. 43 Einige Zeit nachher aber machte ein aus Galilaea gekommener Jude mit Namen Eleazar, der für besonders gesetzeskundig galt, sein Verlangen nach der Beschneidung wieder rege. 44 Als dieser nämlich beim Könige Einlass erlangt hatte und ihn bei der Lesung des moysaischen Gesetzes antraf, sprach er zu ihm: „Du weisst nicht, o König, wie sehr du dich gegen das Gesetz und demnach auch gegen Gott verfehlst. Es ist nämlich nicht genug, das Gesetz zu lesen, sondern du musst auch alle seine Vorschriften befolgen. 45 Wie lange willst du denn noch ohne Beschneidung bleiben? Hast du die Bestimmungen über dieselbe noch nicht gelesen, so thu das gleich, damit du einsiehst, wie weit du noch von wahrer Frömmigkeit entfernt bist.“ 46 Als der König ihn so reden hörte, war er sogleich entschlossen, nicht länger zu säumen. Er begab sich daher in ein anderes Gemach und liess durch einen Arzt die Vorschrift des Gesetzes an sich vollziehen, worauf er seine Mutter und seinen Lehrer Ananias rufen liess und ihnen mitteilte, was er gethan habe. 47 Diese ängstigten sich hierüber beide nicht wenig und fürchteten, der König möchte, sobald die Sache ruchbar würde, Gefahr laufen, seinen Thron zu verlieren, weil die Unterthanen gewiss keinen Herrscher über sich dulden würden, der ausländische Sitten angenommen habe. Obendrein beschlich sie auch noch die Besorgnis, sie möchten als der Urheberschaft verdächtig in gleiche Gefahr geraten. 48 Gott aber liess ihre Befürchtungen sich nicht verwirklichen. Denn aus all den Gefahren, in denen Izates schwebte, rettete er ihn und seine Kinder, indem er ihnen, als sie schon fast verzweifelten, den Weg zum Heile wies und ihnen zeigte, dass die, welche zu Gott aufschauen und auf ihn allein ihr Vertrauen

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 642. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/642&oldid=- (Version vom 14.2.2021)