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Hoffnung auf dessen mächtige Hilfe seine Kinder und Gattinnen in ein sehr festes Kastell bringen, das vorhandene Getreide in die Festungen schaffen und alles Heu und Weidefutter verbrennen. Nach diesen Vorbereitungen sah er der Ankunft seiner Feinde entgegen. 86 Viel schneller, als man erwartete, war der Parther, der grosse Märsche gemacht hatte, mit bedeutender Truppenmacht zu Fuss und zu Pferde da und schlug sein Lager an dem Flusse auf, der Adiabene von Medien trennt. 87 Nicht weit davon lagerte auch Izates mit ungefähr sechstausend Mann, und alsbald kam ein Bote des Parthers zu ihm, der ihm die Grösse der parthischen Macht, welche sich vom Euphrat bis zu dem Gebiete der Baktrer erstreckte, und die Menge der den Parthern unterworfenen Fürsten schilderte. 88 Alsdann drohte ihm der Bote mit schwerer Strafe, weil er sich gegen seinen Herrn undankbar bewiesen habe, und fügte hinzu, selbst der Gott, den er verehre, vermöge ihn nicht den Händen des Partherkönigs zu entreissen. 89 Auf diese Prahlereien des Boten entgegnete Izates, er wisse wohl recht gut, dass die parthische Macht viel grösser sei als die seinige. Noch viel besser aber wisse er, dass Gott mächtiger als alle Menschen zusammen sei. Nachdem er diese Antwort erteilt, wandte er sich im Gebete zu Gott, warf sich zur Erde nieder, bestreute sein Haupt mit Asche und fastete mit Weib und Kind, und flehend erscholl sein Bitte zum Herrn: 90 „O höchster aller Herrscher, wenn ich nicht vergebens auf deine Güte vertraut habe, sondern dich mit Recht als einzigen und vornehmsten Helfer verehre, so eile, mir beizustehen, und vernichte meine Feinde, nicht sowohl meinetwegen, als weil sie wider deine Macht sich zu erheben gewagt und ihre prahlerische Zunge nicht im Zaum gehalten haben.“ 91 So flehte Izates unter Thränen und Wehklagen zu Gott, und dieser erhörte ihn. Noch in derselben Nacht nämlich erhielt Vologeses einen Brief, der ihm meldete, die Daher und Saker hätten sich seine Abwesenheit zunutze gemacht und seien mit grosser Heeresmacht in

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 649. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/649&oldid=- (Version vom 14.2.2021)