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ihre Ränke auf den Thron geholfen hatte. Ebenso tötete er auch seine Gattin Octavia sowie viele edle Römer unter dem Vorwand, sie hätten sich gegen ihn verschworen.

(3.) 154 Doch ich will hierüber nichts weiter berichten. Denn Neros Geschichte haben viele geschrieben, von denen die einen aus Dankbarkeit für seine Gunstbezeugungen die Wahrheit absichtlich verschleierten, die anderen aber aus Hass und Feindseligkeit ihn derart mit Lügen verfolgten, dass sie dafür volle Verachtung verdienen. 155 Freilich zu verwundern braucht man sich über diesen Mangel an Wahrheitsliebe nicht, da die betreffenden Geschichtschreiber nicht einmal bei der Schilderung der Thaten seiner Vorgänger der Wahrheit die Ehre gaben, obwohl sie doch gegen diese keine persönliche Abneigung haben konnten, weil sie so lange Zeit nach ihnen lebten. 156 Mögen indes die Geschichtschreiber, denen an der Wahrheit nichts liegt, schreiben, wie es ihnen beliebt, da sie nun einmal an willkürlichen Berichten Freude zu haben scheinen. 157 Ich dagegen, der ich es mit der Wahrheit genau nehme, habe mich entschlossen, alles, was zu meinem Hauptgegenstande nicht gehört, nur kurz zu berühren und lediglich das, was meine Landsleute, die Juden, betrifft, ausführlicher zu erzählen, weil ich mich nicht scheue, auch unser Unglück und unsere Schuld offenkundig zu machen. Ich nehme daher jetzt den Faden meiner Erzählung wieder auf.

(4.) 158 Im ersten Jahre von Neros Regierung starb Azizus, der König von Emesa, und es folgte ihm auf dem Thron sein Bruder Soëmus. Die Herrschaft über Kleinarmenien aber wurde von Nero an Aristobulus, den Sohn des Königs Herodes von Chalkis, übertragen, 159 und Agrippa erhielt vom Caesar einen Teil von Galilaea nebst Tiberias und Taricheae, die sich seiner Botmässigkeit unterwerfen mussten, sowie die Stadt Julias und vierundzwanzig Dörfer in Peraea.

(5.) 160 Die Verhältnisse Judaeas wurden inzwischen von Tag zu Tag zerrütteter. Denn das Land war abermals

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 660. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/660&oldid=- (Version vom 14.2.2021)