Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/661

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

voll von Räubern und von Betrügern, die das Volk irreleiteten. 161 Felix nun liess von diesen wie von jenen tagtäglich eine grosse Anzahl ergreifen und hinrichten. So nahm er auch Eleazar, den Sohn des Dinaeus, der eine ganze Räuberbande um sich gesammelt hatte, mit List gefangen. Er lockte ihn nämlich unter Zusicherung voller Straflosigkeit an seinen Hof und schickte ihn alsdann sogleich in Fesseln nach Rom. 162 Ganz besonders aber erregte den Unwillen des Felix der Hohepriester Jonathas, weil er den Landpfleger oft zurechtwies, er solle Judaea besser verwalten, damit er selbst, der seine Ernennung vom Caesar erbeten hatte, unter den Klagen des Volkes weniger zu leiden habe. Felix sann daher auf Mittel, den unbequemen Tadler aus dem Wege zu räumen. Denn nichts ist denen, die Böses im Schilde führen, lästiger als stete Ermahnungen. 163 Er bestach also durch Zusicherung einer grossen Geldsumme den vertrautesten von Jonathas’ Freunden, einen Bürger von Jerusalem mit Namen Doran, den Jonathas durch gedungene Mörder töten zu lassen. Doran ging auf den Vorschlag ein und lieferte den Hohepriester wirklich in die Hände der Meuchler. 164 Einige von diesen nämlich zogen mit Dolchen unter den Kleidern nach Jerusalem, als wollten sie dort Gott anbeten, mischten sich dann unter Jonathas’ Dienerschaft und machten ihn nieder. 165 Und da man den Mord ruhig geschehen liess, kamen in der Folge die Räuber an Festtagen mit grosser Dreistigkeit zur Stadt, verteilten sich, den Dolch im Gewande, unter dem Volk und stachen bald ihre eigenen Feinde, bald andere nieder, gegen die sie sich für Geld dingen liessen, und das nicht nur in der Stadt, sondern öfters sogar auch im Tempel. Denn selbst die Heiligkeit dieses Ortes vermochte ihrem Blutdurst keine Schranken zu setzen. 166 Deshalb hat auch Gott, wie ich glaube, im Zorn über solche Greuel seine Hand von Jerusalem weggezogen und, weil er den Tempel nicht mehr als seine unbefleckte Wohnstätte anerkannte, die Römer gegen uns herangeführt, über die Stadt das läuternde Feuer geschickt

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 661. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/661&oldid=- (Version vom 14.2.2021)