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Menschen ins Einvernehmen setzten, um von den Tennen die den Priestern gehörigen Zehnten zu rauben, und wer ihnen Widerstand zu leisten wagte, wurde mit Schlägen misshandelt. 207 Die Hohepriester machten es ebenso, wie Ananias’ Knechte, und da niemand sich ihnen widersetzen mochte, konnte es nicht ausbleiben, dass die Priester, die sich sonst von den Zehnten ernährten, aus Mangel zu Grunde gingen.

(3.) 208 Bei einem Feste nun, das um diese Zeit gefeiert wurde, kamen auch die Sikarier wieder zur Nachtzeit in die Stadt, ergriffen den Schreiber des Tempelvorstehers Eleazar, der des Hohepriesters Ananias Sohn war, und führten ihn gebunden von dannen. 209 Alsdann schickten sie einen Boten zu Ananias und versprachen, ihm den Schreiber zurückzuschicken, wenn er den Landpfleger veranlasse, zehn ihrer Genossen, die dieser gefangen hielt, freizugeben. Ananias, der keinen anderen Ausweg wusste, verwendete sich bei Albinus, und es gelang ihm, sein Gesuch bewilligt zu erhalten. 210 Indes war das nur der Anfang von noch grösserem Übel. Denn die Banditen suchten jetzt auf alle mögliche Weise irgend einen von Ananias’ Angehörigen oder Freunden in ihre Gewalt zu bekommen und hielten ihre Opfer jedesmal so lange gefangen, bis einige ihrer Genossen freigegeben wurden. So wuchs ihre Zahl wieder an, und mit noch grösserer Dreistigkeit als bisher verwüsteten sie das ganze Land.

(4.) 211 Um diese Zeit hatte der König Agrippa die Stadt Caesarea Philippi erweitert und nannte sie nun dem Nero zu Ehren Neronias. Auch erbaute er zu Berytus mit grossen Kosten ein Theater, in welchem er unter Aufwendung ungeheurer Summen alljährlich Schauspiele aufführen liess, 212 wobei er das Volk mit Getreide und Öl beschenkte. Dann schmückte er die ganze Stadt mit Statuen und Bildwerken nach den Originalen früherer berühmter Künstler und verlegte überhaupt fast den gesamten Glanz seiner Regierung in diese Stadt. Dadurch aber erregte er den Unwillen seiner Unterthanen, weil

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 668. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/668&oldid=- (Version vom 14.2.2021)