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Verlangen wurde ihnen auch wirklich erfüllt; denn der König verlieh mit Zustimmung der Mitglieder des hohen Rates den Psalmensängern die Befugnis, ihre ehemalige Kleidung mit der gewünschten leinenen zu vertauschen. 218 Einem anderen Teil des Stammes, dem die niederen Dienstverrichtungen im Tempel oblagen, gestattete er auf diesbezüglichen Antrag, die heiligen Gesänge zu erlernen. Das alles aber stand mit unseren althergebrachten Satzungen im Widerspruch, und so konnte es nicht ausbleiben, dass der Gesetzesübertretung die verdiente Strafe folgte.

(7.) 219 Um diese Zeit ward der Tempel vollendet. Als nun das Volk die Handwerker, mehr denn achtzehntausend an der Zahl, müssig gehen sah, musste es befürchten, dass sie um Verdienst verlegen sein würden, da sie bisher durch die Arbeit am Tempel sich ihren Lebensunterhalt erworben hatten. 220 Nun wollte man auch aus Furcht vor den Römern keine Tempelgelder mehr ansammeln und deshalb den vorhandenen Schatz zur Beschäftigung der Handwerker verwenden. Denn wenn einer von ihnen auch nur eine Stunde am Tempel gearbeitet hatte, erhielt er den Lohn dafür auf der Stelle ausgezahlt. Deshalb ging man den König mit der Bitte an, die östliche Halle wiederherzustellen. 221 Das war ein Säulengang aussen am Tempel, der sich längs eines tiefen Abgrundes hinzog und darum auf Mauern von vierhundert Ellen Höhe ruhte. Die Halle bestand übrigens aus blendend weissen Quadersteinen von je zwanzig Ellen Länge und sechs Ellen Höhe und war noch ein Werk des Königs Solomon, der zuerst einen einheitlichen Tempelbau hergestellt hatte. 222 Da aber der König, dem vom Caesar Claudius die Sorge für den Tempel anvertraut war, bei sich überlegte, wie leicht es sei, ein Bauwerk zu zerstören, wie schwer dagegen, es dann wiederherzustellen, zumal eine solche Halle, deren Erneuerung viel Zeit und Geld in Anspruch nehmen würde, gab er dem Verlangen der Juden nicht nach, erlaubte ihnen aber, die Stadt mit weissem Marmor zu

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 670. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/670&oldid=- (Version vom 14.2.2021)