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gewesen wäre. 263 Denn wie meine Landsleute mir das Zeugnis geben können, dass ich mich in den Wissenschaften meines Vaterlandes besonders hervorgethan habe, so habe ich mich auch mit der griechischen Sprache eingehend befasst und ihre grammatischen Regeln gründlich erlernt, wiewohl das geläufige Sprechen derselben mir durch die Sitte meiner Heimat unmöglich gemacht wird. 264 Bei uns sind nämlich diejenigen nicht besonders angesehen, die in vielen Sprachen bewandert sind und auf Schönheit im Ausdruck Wert legen, da diese Kunst als Gemeingut nicht nur der Freien, sondern auch der Sklaven gilt. Vielmehr geniessen nur diejenigen bei uns den Ruf von Weisen, die eine gründliche Kenntnis des Gesetzes verraten und die Bedeutung der heiligen Bücher nach Wort und Inhalt zu erklären vermögen. 265 Obwohl sich nun gar viele den grössten Fleiss in diesem Fache nicht haben verdriessen lassen, haben doch kaum zwei oder drei eine besondere Vollkommenheit darin erreicht und alsbald die Frucht ihrer Mühen eingeheimst. 266 Vielleicht aber wird es nicht unpassend erscheinen, wenn ich über meine Herkunft und über das, was ich während meines Lebens gethan habe, einiges mitteile, so lange es noch Zeugen giebt, die meine Angaben entweder, wenn sie auf Wahrheit beruhen, bestätigen, oder, wenn sie falsch sind, widerlegen können. 267 Hiermit beschliesse ich also meine Altertümer, die aus zwanzig Büchern und sechzigtausend Zeilen[1] bestehen, und so Gott will, erzähle ich später in kurzer Darstellung den Hergang des Krieges[2] und meinen eigenen Lebenslauf bis auf den heutigen Tag, der in das dreizehnte Regierungsjahr des Caesars Domitianus[3]

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 677. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/677&oldid=- (Version vom 14.2.2021)
  1. στίχοι. Jede dieser Zeilen war somit um neun Buchstaben kleiner als eine griechische Zeile der Dindorfschen Text-Ausgabe (Paret).
  2. D. h. soweit er bei der Abfassung des Lebenslaufes in Betracht kam, denn die eigentliche Geschichte des Krieges war ja schon erschienen.
  3. 93 n. Chr.