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sie, indem sie dies vorgaben, eher Glauben zu finden hofften. 163 Wer aber seinen Gesetzen die höchste Vollendung gegeben, und wer in Bezug auf den Glauben an Gott das richtige getroffen hat, das kann nur durch eine Vergleichung des Inhalts der Gesetze selbst entschieden werden, auf den ich nun zu sprechen komme. 164 Unendlich sind im einzelnen die Verschiedenheiten der Sitten und Gesetze im Menschengeschlecht: hier hat man die Regierung der Staaten Monarchen, dort wenigen mächtigen Familien, anderwärts dem Volke überlassen. 165 Unser Gesetzgeber hingegen hat auf keine solche Regierungsform Rücksicht genommen, sondern den Staat, wie man mit einem etwas erzwungenen Wort sagen könnte, zu einer Gottherrschaft[1] gemacht, indem er Gott die Herrschaft und Gewalt anheimgab 166 und die grosse Masse bewog, auf ihn als den Urheber alles Guten, das die Menschen im staatlichen wie privaten Leben geniessen und das ihnen, wenn sie darum baten, selbst im Unglück zuteil wurde, hinzuschauen; denn seinem Wissen könne nichts entgehen, was sie thäten oder was auch nur ein einzelner Mensch bei sich denke. 167 Ihn selbst stellte er als ungeschaffen und in alle Ewigkeit unveränderlich dar; an Schönheit sei er erhaben über jede vergängliche Gestalt, und offenbar werde er uns durch das Wirken seiner Macht, wiewohl wir ihn seinem Wesen nach nicht zu erkennen vermöchten. 168 Dass solche Gedanken über Gott die Weisesten bei den Griechen erst fassen lernten, nachdem er den Anfang damit gemacht, will ich jetzt nicht weiter erörtern; dass es aber vortreffliche, dem Wesen und der Herrlichkeit Gottes angemessene Gedanken sind, davon legten sie lautes Zeugnis ab. Haben doch, wie bekannt, Pythagoras, Anaxagoras, Plato, nach ihnen die Philosophen der Stoa und beinahe alle anderen die gleichen Ansichten über die Natur Gottes gehabt. 169 Aber während sie ihre Lehre einigen wenigen mitteilten und

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Des Flavius Josephus Selbstbiographie, Gegen Apion. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1900, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/173&oldid=- (Version vom 4.8.2020)
  1. Josephus war der erste, der das Wort Theokratie für die in der Thora begründete Verfassung des jüdischen Staates gebrauchte.