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(32.) 232 Weiss nun jemand bei uns, ich will nicht sagen ebenso viele, nein, nur zwei oder drei anzugeben, die an unseren Gesetzen aus Furcht vor dem Tode Verrat begangen hätten, und zwar nicht vor dem so überaus leichten Tode in der Schlacht, sondern dem Tode auf der Folterbank, der für den allerschwersten gilt? 233 Wahrlich, manche von denen, die uns besiegt haben, verfuhren, wie ich glaube, nicht aus Hass mit aller Strenge gegen uns, sondern nur um mit eigenen Augen das Wunder zu schauen, dass es Menschen giebt, die ein Unglück für ihre Person lediglich dann vorhanden glauben, wenn sie zu einer That oder Äusserung gegen ihre Gesetze gezwungen werden. 234 Es darf übrigens nicht befremden, dass wir dem Tode mit einem bei allen anderen Völkern unbekannten Mannesmut entgegengehen. Denn die Pflichten, welche uns gar nicht schwer vorkommen, werden anderen keineswegs leicht, wie z. B. die Befolgung der Vorschrift, mit eigenen Händen[1] zu arbeiten, Einfachheit in der Nahrung zu beobachten, beim Essen und Trinken, beim Beischlaf, bei besonderen Aufwendungen nicht nach zufälligem Belieben oder nach blossen Gelüsten zu verfahren, und auch hinsichtlich der Ruhe die einmal feststehende Ordnung einzuhalten. 235 Wir dagegen haben uns über die Verordnungen inbetreff der Lebensweise selbst dann nicht hinweggesetzt, wenn wir mit dem Schwert in der Hand uns auf den Feind warfen und ihn frischweg in die Flucht schlugen. Indem wir so dem Gesetz freudigen Gehorsam erzeigen, wird es uns leicht möglich, auf dem Schlachtfeld reichliche Beweise von Tapferkeit zu geben.

(33.) 236 Und doch verlästern uns Menschen wie Lysimachos, Molon und andere Federfuchser dieser Art, nichtsnutzige Sophisten und Jugendverführer, als wären wir die schlechtesten aller Erdenbewohner. 237 Es ist nun eigentlich nicht meine Absicht, die Einrichtungen anderer Völker einer Prüfung zu unterziehen; denn wir pflegen

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Flavius Josephus: Des Flavius Josephus Selbstbiographie, Gegen Apion. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1900, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/186&oldid=- (Version vom 4.4.2021)
  1. D. h. ohne ausschliessliche Verwendung von Sklaven.