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planten, sondern weil wir unsere Gesetze beschirmen wollten. Aus jeder anderen Drangsal machen wir uns nicht viel; will uns aber jemand nötigen, unser Gesetz preiszugeben, dann wählen wir den Krieg, auch wenn unsere Kräfte nicht langen, und lassen uns selbst durch das äusserste Unglück nicht wankend machen. 273 Warum sollte es uns auch nach den Gesetzen fremder Völker gelüsten, da wir doch sehen, dass sie nicht einmal von denen unverändert gelassen werden, die sie gegeben haben? Zwar thaten die Lakedaemonier gut daran, dass sie ihrer staatlichen Abgeschlossenheit ein Ende machten und dadurch die Zahl der Heiraten vermehrten, und ebenso zweckmässig handelten die Eleier und Thebaner, indem sie den bis dahin geduldeten widernatürlichen und höchst abscheulichen Geschlechtsverkehr zwischen männlichen Personen untersagten; 274 aber man erkennt doch daraus, dass sie sich später zu dem, was sie früher in allen Ehren und ohne jeden Nachteil thun zu dürfen geglaubt hatten, nicht mehr bekennen mochten, wenn sie es auch thatsächlich nicht aufgaben. 275 Jedenfalls haben sie nicht mehr die ursprünglichen Gesetze, die doch einst bei den Griechen so grosse Geltung hatten, dass man selbst den Göttern geschlechtlichen Umgang mit männlichen Personen nachsagte. Ebenso verhält es sich mit den Eheschliessungen zwischen leiblichen Geschwistern, die zur Entschuldigung unziemlicher und naturwidriger Wollust dienen mussten.

(38.) 276 Ich verzichte darauf, auch noch von den Strafen zu reden und zu zeigen, wie von jeher die meisten Gesetzgeber den Schlechten so manche Arten der Abfindung zugestanden, indem sie für Ehebruch Geldstrafen, für Notzucht die Verpflichtung zur Ehe mit der Geschändeten festsetzten, ferner wie viele Ausflüchte bei einer Anklage wegen Gottlosigkeit sich darboten, falls überhaupt eine solche je erhoben wird. Bei den meisten Völkern ist ja die Übertretung der Gesetze Gegenstand eines besonderen Studiums geworden. 277 Nicht so bei uns. Wird uns auch unser Reichtum, unsere Heimat und was

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Flavius Josephus: Des Flavius Josephus Selbstbiographie, Gegen Apion. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1900, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/193&oldid=- (Version vom 4.8.2020)