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bei mir. Dann befahl ich einem Diener, Wein zu holen, entfaltete den Brief, ohne dass jemand es merkte, und siegelte ihn rasch wieder, nachdem ich seinen Inhalt überlesen hatte. 224 Hierauf liess ich, den Brief fortwährend in der Hand haltend, als hätte ich ihn nicht geöffnet, dem Soldaten zwanzig Drachmen Botenlohn auszahlen. Mit vielem Dank nahm er die Silberstücke an; ich aber schloss daraus auf seine Geldgier und sprach, um ihn an dieser seiner schwachen Seite zu fangen, also zu ihm: „Willst du mit uns trinken, so erhältst du bei jedem Becher eine Drachme.“ 225 Freudig ging er darauf ein, nahm, um nur recht viel Geld zu bekommen, eine Menge Wein zu sich, ward berauscht und konnte nun kein Geheimnis mehr verschweigen, sodass er ungefragt den ganzen Anschlag verriet und auch mitteilte, über mich sei der Tod beschlossen. 226 Kaum hatte ich dies erfahren, so schrieb ich folgendermassen zurück: „Josephus mit bestem Gruss an Jonathas und seine Gefährten. Es freut mich, zu vernehmen, dass ihr wohlbehalten in Galilaea angelangt seid, umsomehr, als ich euch die Verwaltung des Landes übergeben und nach Hause zurückkehren kann; denn dies war schon lange mein Wunsch. 227 Ich hätte euch nun freilich nicht bloss bis Xaloth, sondern noch weiter unaufgefordert entgegenkommen sollen; doch es ist mir nicht möglich, und ihr wollt mich deshalb entschuldigen. Ich liege nämlich vor Chabolo, um Placidus zu beobachten, der einen Einfall in Galilaea plant. Kommt also zu mir, sobald ihr diesen Brief gelesen habt. Lebt wohl.“

228 (45.) Dieses Schreiben übergab ich dem Soldaten zur Bestellung und sandte ihn in Begleitung von dreissig angesehenen Galiläern zurück. Letztere waren von mir beauftragt, die Gesandten zu begrüssen, ausserdem aber sich auf nichts einzulassen. Jedem von ihnen gab ich noch einen treuen Soldaten bei, der acht geben sollte, dass niemand mit Jonathas oder dessen Gefährten eine Unterredung anfange. So reisten sie ab. 229 Als nun Jonathas und seine Kollegen den ersten Versuch missglückt

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Flavius Josephus: Des Flavius Josephus Selbstbiographie. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1900, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/43&oldid=- (Version vom 4.8.2020)