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Waffen hattet ihr auch genug. Freilich, ich war ja schuld an eurem Abfall, wie du sagst. Wer aber war es später, mein teurer Justus? Du weisst ja, dass ich vor der Belagerung Jerusalems in die Hände der Römer fiel, dass Jotapata und eine Reihe anderer Festungen im Sturm genommen wurden, dass eine Menge Galiläer auf dem Schlachtfeld verbluteten. 351 Damals hättet ihr, da ihr von aller Furcht vor mir befreit wart, die Waffen fortwerfen und den Römern wie dem König zu Hilfe kommen sollen, weil ihr ja nicht freiwillig, sondern gezwungen den Krieg gegen sie begonnen hattet. 352 Aber nein, ihr habt gewartet, bis Vespasianus mit seiner ganzen Streitmacht vor euren Mauern erschien; aus blosser Angst legtet ihr die Waffen nieder, und eure Stadt wäre sicher erstürmt worden, hätte Vespasianus nicht den Bitten des Königs und den Entschuldigungen, die er zu euren Gunsten vorbrachte, nachgegeben. Nicht ich bin daher an allem schuld, sondern eure eigene Kriegswut. 353 Erinnert ihr euch denn nicht, dass ich, so oft ich auch eure Stadt in meine Gewalt bekam, keinen von euch hinrichten liess, während ihr selbst, im Bürgerkrieg begriffen, nicht aus Ergebenheit gegen die Römer und den König, sondern aus reiner Bosheit hundertfünfundachtzig eurer Mitbürger zu der Zeit umbrachtet, als ich von den Römern in Jotapata belagert wurde? Und zählte man nicht bei der Belagerung Jerusalems zweitausend teils getötete, teils gefangene Tiberienser? 354 Vielleicht aber wirst du leugnen, ein Feind der Römer gewesen zu sein, weil du damals zum Könige entflohst. 355 Das hast du, behaupte ich, nur aus Furcht vor mir gethan. Und dann sagst du, ich sei ein Schurke. Aber sprich doch, warum hat dich König Agrippa, der dir, als du von Vespasianus zum Tode verurteilt warst, das Leben schenkte, der dich mit Wohlthaten überhäufte, warum, sage ich, hat er dich zweimal ins Gefängnis geworfen und ebenso oft des Landes verwiesen? War nicht schon einmal deine Hinrichtung von ihm beschlossen, die er nur auf Bitten seiner Schwester Berenike wieder rückgängig machte?

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Des Flavius Josephus Selbstbiographie. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1900, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/62&oldid=- (Version vom 4.8.2020)