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sie eingedrungen waren, die Häuser in Brand, die sie sämtlich leer fanden, da die Bewohner sich aus Angst in die Burg zurückgezogen hatten. Hierauf plünderten sie alles und verübten an dem Eigentum ihrer Volksgenossen jede Art von Brutalität. 377 Das empörte mich gewaltig, und sogleich gab ich Befehl, damit einzuhalten, indem ich meinen Leuten vorstellte, wie schändlich es sei, in dieser Weise gegen Stammesgenossen zu verfahren. 378 Als aber weder Ermahnungen noch Befehle bei ihnen fruchteten, weil ihre Rachgier sich mächtiger erwies, liess ich durch meine Getreuen das Gerücht verbreiten, die Römer hätten mit grosser Heeresmacht die andere Seite der Stadt angegriffen. 379 Das that ich indes nur, um das Ungestüm der Galiläer zu brechen und Sepphoris zu retten. Die List gelang denn auch. 380 Als nämlich die Soldaten das Gerücht vernahmen, fürchteten sie für ihr eigenes Leben, liessen ihren Raub im Stich und flohen davon, zumal sie ihren Feldherrn dasselbe thun sahen. Denn um der falschen Nachricht Glauben zu verschaffen, stellte ich mich ebenso erschreckt, als sie selbst waren. Durch diese List ward Sepphoris unverhofft gerettet.

381 (68.) Auch Tiberias wäre von den Galiläern beinahe geplündert worden. Dort nämlich schrieben die Ersten des Rates an den König, er möge kommen und die Stadt besetzen. 382 Agrippa schrieb ihnen zurück und versprach, ihre Bitte zu erfüllen. Als Überbringer des Briefes schickte er seinen Kammerdiener Krispos, einen geborenen Juden. 383 Diesen Menschen nun erkannten meine Galiläer, nahmen ihn fest und führten ihn zu mir. Das ganze Volk ward durch die Nachricht von diesem Vorfall aufgebracht und eilte zu den Waffen. 384 Tags darauf kamen sie scharenweise nach Asochis, wo ich wohnte, machten einen fürchterlichen Lärm, nannten die Bewohner von Tiberias Verräter und Königsfreunde und schrien, man müsse hinuntergehen und die Stadt dem Erdboden gleich machen. Denn sie hassten die Tiberienser nicht minder wie die Sepphoriten.

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Des Flavius Josephus Selbstbiographie. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1900, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosApionVitaMakkGermanClementz.djvu/66&oldid=- (Version vom 4.8.2020)