nicht gelebt wie die Vögel im Hanfsamen? schrie der Lord: Bursche, du mußt den Teufel im Leibe haben, daß du solch eine Tänzerin aushalten kannst; von Vergnügen bei einer solchen Anstrengung, die ärger ist als Holzhacken, kann natürlich gar nicht die Rede sein. „Darauf ließ er sich von seinen Bedienten allerlei kalte Kuchen und einige Flaschen Wein aus dem Wagen holen, und fing an zu speisen; er war aber so stark echauffirt, daß ihm die Pasteten nicht schmecken wollten, und der Wein trieb ihm so das Blut zum Kopfe, daß er ganz dunkelroth im Gesichte aussah. Etwas Sodawasser war daher das Einzige, an dem er sich laben konnte.
Als nun aber die Bedienten unter dem Vorwande, daß sie die Speisen wieder einpacken wollten, hinter ihres Herren Rücken von denselben naschten, sprang auf einmal Junior dazwischen, warf die[WS 1] Kerle wie Flederwische durcheinander und rief: Ihr Schlingel, Mundraub ist kein Diebstahl, aber man muß doch nichts hinter seines Herrn Rücken nehmen, sondern sprechen: Mit Erlaubniß! – Also, mit Erlaubniß Herr Lord! Warum eßt und trinkt Ihr denn nicht?
Ich habe keinen Appetit, und es dürfte mir schaden, sagte der Lord seufzend.
Ich habe aber Appetit und mir schadet es auch nicht, erwiederte Junior und tranchirte mit großem Behagen einen Wildschweinkopf in Gelée. Was solch eine Herumspringerei Hunger und Durst macht. Kommt her Mädle, setzt Euch zu mir, he Hans, Jörgel bringt Eure Gläser! heut muß Alles lustig sein! Und nun steckte er seinen Tänzerinnen der Reihe nach die leckersten Bissen in den Mund und schenkte den Burschen fleißig ein, — natürlich ohne dabei sich selbst zu vergessen.
Nach einer Weile stiegen alle wieder auf den Wagen unter lautem Beifallruf der Landleute. Das war ein rechter Spaß sagte Junior, streckte die müden Beine von sich, lehnte den weinschweren Kopf an die Wand und schlief ein. Gottlob sagte der Lord, daß wir heut Nacht nach Schloß Pimpelsheim zu meiner schönen Braut kommen, da wird denn doch endlich die Langweilerei ein Ende nehmen, und allmälig schlief er zwar auch ein, aber während Junior sich im Traume noch immer mit der schwarzäugigen Else im Tanze drehte, war der Lord von grausen Gesichtern geplagt, und träumte, er würde schon wieder:
Zur Nachricht für den günstigen Leser, damit er, von welcher Nation er sein mag, doch ja wenigstens diese der ganzen Menschheit verständliche Stelle unserer Geschichte versteht.
Deutsch:
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Dieses ist ein Rebus![WS 2] |
Französisch:
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Cest un Rébus! |
Englisch:
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That is an Rebus! |
Italienisch:
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Ouesto è uno Rebus! |
Ciceronianisch:
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Hoc est unus Rebus! |
Es war schon völlig Nacht als Lord Nothingnix, Melchior junior, die elf Bedienten und der Kutscher wieder erwachten von Hundebellen und Lichterschein, und richtig, sie fuhren durch Pimpelsdorf, und vor ihnen lag von oben bis unten, nach der Länge und nach der Breite hell erleuchtet, Schloß Pimpelsheim, der Sitz des letzten Sprößlings der vormals berühmten Grafen von, zu und auf Pimpelsheim. Drinnen wurde zum Tanz aufgespielt und Tusch geblasen zu den Toasten, daß die hohen, gothischen Fenster klirrten; durch das Säulen-Portal sah man aber auf der von Hängelampen prächtig erleuchteten großen Treppe reich gallonirte Diener mit Flaschen und Schüsseln auf- und abspringen, daß es eine Lust war.
Melchiörchen, sagte jetzt der Lord, von denen da oben kann ich nicht lernen, wie man sich amüsirt, ich muß dich daher dort als einen vornehmen Herren einführen, damit du mich sehen läßt, wie du’s treibst. Hier werde ich dir’s eher nachthun können als draußen bei dem Bauernpack. Du mußt dir’s daher gefallen lassen liebes Juniörchen, daß ich dich für meinen jüngern Bruder ausgebe, das ist nicht viel bei uns in England. Aber schloß er traurig, ich fürchte, du wirst dich dort eben auch langweilen.
Ja Herr, antwortete Junior das sollte mir auch Leid thun, wenn so auf einmal der Spaß ein Ende hätte, denn mir gefällts zu gut, so mit Euch die Langeweil zu suchen.
Jetzt waren sie angelangt, der Herr Haushofmeister empfing sie und hieß sie willkommen. Die Frau Gräfin Viktorine sagte er bedeutungsvoll die Hand krümmend, wollten eben zu einer Polka antreten, als sie aber hörten, daß ihr längst erwarteter hoher Bräutigam angelangt seien, fielen sie alsobald in Ohnmacht.
Ist sie jung und hübsch die Braut? fragte Junior, während der Lord für die gute Nachricht ein Goldstück gab.
Anmerkungen (Wikisource)
Kaspar Braun, Friedrich Schneider (Red.): Fliegende Blätter (Band 1). Braun & Schneider, München 1845, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fliegende_Bl%C3%A4tter_1.djvu/185&oldid=- (Version vom 2.4.2020)