vielleicht durch einen ganz einfachen Mechanismus der Kopf, die Augen oder die Hände der Figur beweglich gemacht werden, aufs höchste gesteigert werden kann.
Wie angenehm, in dieser Art unsre abwesenden oder verstorbenen Bekannten und Geliebten zu besitzen, die man im traulichen Familienkreise oder bei häuslichen Festen – mit an den Tisch setzen kann; wie praktisch und zugleich wohlfeil, solche Figuren in Gesellschaften verschiedener Art zu setzen, wo ohnehin nichts gesprochen werden soll u. s. f., . . . Doch wir wollen uns über diese Sache nicht noch weiter ausbreiten, indem wir sonst Bestellungen bekommen könnten, die wir nicht ausführen dürften u. s. w., und verweisen daher auf die demnächst erscheinende ausführliche Anzeige unseres mit dem Cabinet verbundenen keroplastischen Portraitir-Institutes.
Als geschichtliche Notiz des Cabinetes genüge, daß der verstorbene G. Kienle im J. 1798 für dies Cabinet zu sammeln anfing, und damit reiste. Nach dem Tode desselben (1817) kam es in Besitz des russischen Fürsten ***tsch in Berlin und blieb bis zum Jahre 1834 unsichtbar, wo es dann der derzeitige Besitzer aus der Verlassenschaft des besagten Herrn Fürsten erstand, seitdem zeitgemäß vergrößerte, und nunmehr xylographisch edirt.
Für den biographischen Text der Celebritäten unsres Cabinets wurde der durch seine Uebersetzungen in’s Deutsche berühmte Doctor Gustav Schweinchen gewonnen, dessen unermüdlicher Sorgfalt wir auch die interessanten Autographieen verdanken, zu welchem Zwecke man ihm von Seite der verehrlichen Archiv- und Bibliothekbehörden auf´s Bereitwilligste entgegen kam, und ohne welche Theilnahme es ihm in der That unmöglich gewesen wäre, besagte Facsimiles in solcher Vollkommenheit zu liefern.
Den unsinnig großen ästhetischen und divertimentalen Werth der Sammlung weiter anpreisen zu wollen, ist rein überflüssig: er leuchte zu sehr von selbst ein; – aber, wenn man den Nutzen im Allgemeinen ins Auge faßt, der aus der nähern Bekanntschaft oder Erkenntniß und der Verbreitung dieses Kunstschatzes entspringt; wenn man bedenkt, welcher ungeheure Gewinn hier auf einem ganz populären Wege durch Förderung und Läuterung des Kunstsinnes, einerseits für die Kunst selbst, erzielt wird, und andrerseits für die Wissenschaft, namentlich für die Geschichte durch die beigefügten trefflichen Biographieen, die in beinahe tacitischem Style, kurz und schlagend, die interessantesten Data und Zahlen in nuce, ja manches bringen, was man sogar in Büchern von Fach oft nur breit und todtgeschlagen, oder ganz und gar nicht findet, wie nicht minder hinsichtlich der Geographie und Statistik etc. ausgezeichnete Notizen enthalten, und nota bene nicht zu schwer faßlich, sondern verständlich beinahe für Jedermann (was beim Tacitus nicht einmal immer der Fall); wenn man, sage ich, schlüßlich die schwierige und doch so gewissenhafte Wahl bedenkt, die der selige Kienle so wie der jetzige Besitzer getroffen, indem sie nur wahrhaft berühmte Männer und Frauen ohne Unterschied des resp. Standes und Vaterlandes in die Sammlung aufnahmen, und nebenbei die ungeheure Mühe der Aufgabe des Herrn Doktor Schweinchen, hinsichtlich des Textes, alle, sogar die mindesten politischen Beziehungen oder Anspielungen auf Strengste ja Aengstlichste zu vermeiden: so erstaunt man billig über den großartigen Gedanken, eine solche Sammlung zu gründen und zu verbreiten, die, ein wahrhaft kosmopolitisches Riesenwerk, allgewaltig die Gesittung und Denkweise des ganzen civilisirten Erdballes erpackend, schon jetzt als eines der hellglänzendsten Sternbilder am Himmel der Kunstgeschichte von Jahrtausenden und Völkermillionen dasteht.
Was die Anerkennung dieses Kunstschatzes, der eigentlich über alle Kritik erhaben, schon früher von Seite der öffentlichen Kritik anbelangt, verweisen wir auf die zahlreichen Lobeserhebungen der besseren deutschen Blätter; hier sei es genügend, nur noch die Aeusserung eines unserer größten noch lebenden Künstlers anzuführen: ,,er möchte diese Sammlung nicht bei sich im Zimmer haben", (solch einen tiefen Eindruck hatte sie nämlich bei ihm hervorgebracht); und dann noch die ewig denkwürdigen geistreichen Worte, welche der große Goethe, als er am 1. April 1816 in Weimar diese Sammlung mit einem Besuche beehrte, beim Herausgehen zu seinen Freunden sprach: „So etwas ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht vorgekommen.“
dermaliger Kaiser und Selbstbeherrscher von Marocco, folgte seinem Durchlauchtigsten Herrn Vetter Mulei Solimann († 1822) in der Regierung. Sein Herr Vater war Hassan Musib Rakaschi Abu Nawas Kutalkulub Schach; seine Frau Mutter: Fatime Risal, eine geborne Sidibedidldadl el Arbir Mogribul Aksa aus·Fez. Eine scharmante Familie. Mulei reiht sich den aufgeklärtesten Fürsten der Gegenwart glücklich an.
Das Verbot des Menschenfleischessens am kaiserlichen Hofe, schon aus früherer Zeit herrührend, bestätigte Mulei gleichfalls wieder bei seinem Regierungsantritte.
Kaspar Braun, Friedrich Schneider (Red.): Fliegende Blätter (Band 2). Braun & Schneider, München 1846, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fliegende_Bl%C3%A4tter_2.djvu/78&oldid=- (Version vom 20.8.2021)