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Seite:Fränkische Blätter nebst dem Beiblatt Der Nürnberger Trichter.djvu/128

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Hermann Wimmer (Red.): Der Nürnberger Trichter

Hinter den Culissen.

Direktor.

Wollen Sie den Otto von Wittelsbach spielen oder nicht?

Schauspieler.

Ja und Nein! – Ja, – wenn Sie mir meine Gage sammt dem Rückstande zahlen, und Nein – au contraire, im Gegentheil. Kann ich denn honnett handeln? Wer bezahlt mich dafür? Auslachen wird man mich noch obendrein. Ich bin ein verflucht guter Kerl, nur Geld muß ich sehen, viel Geld!

Direktor.

„Kann ich Dukaten aus der Erde stampfen? Wächst mir ein Thaler in der flachen Hand?“ – Kurz und gut, Sie spielen entweder gutwillig, oder ich lasse Sie arretiren, Sie Lump, Sie –

Schauspieler.

Mich arretiren? – Das sagst Du Niemand als dem Fiesko! – Bulle! Lump hast Du mir geschumpfen? Hab’ ich doch ooch noch keenen Rothschild an Dir entdeckt. Doch, Hand her, Freundchen! wir wollen Frieden schließen; es wäre doch gar zu arg, wenn wir beide das alte Sprichwort Lügen strafen wollten: Eine Krähe hackt der andern kein Auge aus! –


Sardinische Abschieds-Polka.

Carl Albert. Per bacco! – Wer bist Du, deutscher Bär!

Radetzky. Die Blinden in Mailand kennen meinen Tritt! –

Carl Albert. Eine männliche Antwort! Und das ist Radetzky!


Brunneneimer-Ehe.

Mann. Da wir uns nun einmal zu gleicher Zeit unter einem und demselben Dache unbehaglich fühlen, so will ich Ihnen einen Vorschlag zur Güte machen.

Frau. Das wäre der erste der Art, also der Seltenheit wegen lassen Sie hören.

Mann. Wir wollen fortan eine sogenannte Brunneneimer-Ehe führen.

Frau. Zum ohnedies Kalten noch das Nasse? – Doch mag sie leicht besser sein als die bisherige. Weiter!

Mann. Ich werde fortan stets klingeln, wenn ich nach Hause komme, sobald Sie nun meine Ankunft merken, gehen Sie aus; kommen Sie wieder, werde ich ausgehen. So begegnen wir uns denn alle Tage auf halbem Wege, wie ein Paar Brunneneimer, von denen auch immer einer hinaufsteigt, wenn der andere den entgegengesetzten Weg macht.

Frau. Dabei soll es denn auch bleiben.

Mann. Abgemacht also.



Verlag von Friedrich Campe in Nürnberg.     Unter Verantwortung der Verlagshandlung.
Druck der Campe’schen Officin.
Empfohlene Zitierweise:
Hermann Wimmer (Red.): Der Nürnberger Trichter. Friedrich Campe, Nürnberg 1848, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fr%C3%A4nkische_Bl%C3%A4tter_nebst_dem_Beiblatt_Der_N%C3%BCrnberger_Trichter.djvu/128&oldid=- (Version vom 23.11.2020)