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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

elegant gekleidet. Das leiseste Zeichen führt sie dir in die Arme, und sie machen so wenig Umstände, als nur möglich ist. Aber nach einem gewissen Geschmacke, nach einer gewissen Art von Zurückhaltung, die den Hochgeschmack der Liebe noch erhöhen muß, wie Kenner versichern, suchst du umsonst. Alle diese Mädchen sind durchaus ohne Bildung und Erziehung und aus allen Gegenden von Teutschland, Italien und Ungern zusammengelaufen, um hier auf diese niedrige Art ihr Brod zu verdienen. Auf ihren Stuben findest du freilich bisweilen den Reichthum, der den Wiener auszeichnet, das ist aber auch Alles. Nach einem schönen Gespräche, nach oberflächlichen Kenntnissen in den schönen Wissenschaften, nach Sprachen und andern Eigenschaften, die eine leere Stunde in einer solchen Gesellschaft in andern Städten wohl ausfüllen, suchst du umsonst. Alles riecht nach dem Stalle und der Küche. Du findest hier keine Schubitz, keine Müller, keine Dunzeau, keine Nansbury und wie die andern berühmten Namen heißen mögen; und überhaupt kein einziges privilegirtes Haus, das unter der Aufsicht der Polizey stünde, aber dagegen eine Legion abscheulicher Schlupfwinkel, in die sich die niedrige Lust verkriecht, um einige thierische Augenblicke zu genießen. Dafür ist auch dieser Genuß mit der unvermeidlichsten Gefahr verknüpft. Die Wahrscheinlichkeit