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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

Dritter Brief.

Vom 6. Febr. 1797.

Man hat den Wiener Gelehrten mit Unrecht den Vorwurf gemacht, daß sie Leute ohne allen Geschmack und ohne alle Kenntnisse wären. Ich habe davon gerade das Gegentheil gefunden. Es ist wahr, daß sie sich wegen des abscheulichen Geisteszwanges ganz verstecken müssen. Die meisten Reisenden finden daher unter denen, so öffentlich auftreten, nur alltägliche Köpfe und Leute von den beschränktesten Kenntnissen. Wenn man aber einmahl das Glück hat, mit Einem, die unter der jetzigen Regierung versteckt leben, genauer bekannt zu werden, und so nach und nach in ihre Gesellschaften kommt, so wird man bald das allgemeine Vorurtheil ablegen, welches im Auslande herrscht. Dies Vorurtheil ist Schuld daran, daß Jahr aus Jahr ein, eine Menge Abenteurer, die ihr Vaterland ausgeworfen hat, hieher kommt, um ihr Glück zu machen. Wenn es nun bisweilen Einem oder dem Andern gelungen ist, eine Stelle zu erlangen, so wird davon gleich ein großer Lärm erhoben, der noch mehr Müßiggänger hieher zieht. Seit Kaiser Josefs Zeiten, der den Wienern zuerst Luft machte, hat