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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

jedem Gaumen behagt; ich werde mir aber so viel möglich angelegen seyn lassen, im Ganzen von meinem Gegenstande mit Anstand zu sprechen, damit der unbefangene ehrwürdige Richter nicht die Miene verziehen möge, wenn auch gewisse Kläffer wie gewöhnlich laut werden sollten.

Wetzlar ist eine kleine freie Reichsstadt, die vor den stürmischen Auftritten unter Ludwig XIV. ungleich wohlhabender war, als sie jezt ohne den Aufenthalt des Kammergerichts seyn würde. Damahls blühten hier Manufakturen und Fabriken, die aber durch das Geld des K. G. zu Grunde gerichtet worden sind. Man kann annehmen, daß dieser kleine Staat jährlich wenigstens 100000 fl. in Umlauf bringt und gegen 250000 fl. einnimmt. Dies brachte mich schon lange auf eine Betrachtung, die wohl verdiente von einem größern Kenner, als ich bin, genauer erwogen zu werden. Städte, in denen eben so viel verzehrt wird, als hier, haben sich in einem Menschenalter so verschönert, daß sie kaum mehr zu kennen sind. Wenn man bey Heumann ließt, in welchem elenden Zustande sich Göttingen bey der Stiftung der Universität befand, so muß man erstaunen, wenn man gegenwärtig, ich möchte sagen, an ihrer Stelle eine recht artige Landstadt findet. Aber die Chronik von Wetzlar, die ich vor mir habe, beschreibt diese Stadt lange vor dem Auszuge