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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

Wenn es dir nach guten Gesellschaften gelüstet, so ist freilich guter Rath theuer. Sie existiren aber doch, wenn auch nicht in solcher Menge, wie in andern teutschen Städten. Es gehören dahin vorzüglich die Gesellschaften bey den Reichshofräthen und bey einem Theile des sogenannten leonischen Adels. Hier bleibt dir in der That nichts zu wünschen übrig. Ein munterer Ton, Unterhaltung aller Art und eine vorzügliche Gefälligkeit gegen Fremde sind darinn allgemein. Willst du nicht spielen, so kannst du bey den Mädchen, deren es in diesen Zirkeln viele sehr gebildete giebt, deine Zeit recht angenehm verbringen. Sie sprechen meist ausser ihrer Muttersprache französisch und italiänisch, das hier sehr gang und gebe ist, viele auch englisch. Da findest du nun Wasser, du magst mit deiner Ruthe anschlagen, wo du willst. Ich muß gestehen, daß ich die hier verlebten Stunden unter die vergnügtesten meines Lebens zähle, und daß mich der Genuß in diesen Zirkeln reichlich für die tausend und aber tausend Erbärmlichkeiten entschädigte.

Die Gesellschaften bey allen andern Theilen des hiesigen Publikums sind abscheulich. Da geht es an ein ewiges Fressen und Saufen, und die Leute sitzen ohne alle Beschwerde 4. und