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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

weg. Es wird nur alter Adel zugelassen und in einigen Fällen wird wenigstens das Amt eines kaiserlichen Kammerherrn erfodert, um dabey erscheinen zu dürfen. Die Offiziers haben ohne Unterschied Zutritt, erscheinen aber sehr selten, wenn sie nicht von hoher Geburt sind, weil der Adel sehr die Miene über ihre Gegenwart verzieht und sie bey jeder Gelegenheit den Unterschied ihres Standes empfinden läßt. Bey Hofbällen ist die sonderbare und alberne Gewohnheit eingeführt, daß Jeder seine Tänzerinn ohne Weigerung abgeben muß, und sollt er auch schon mit ihr in der Reihe stehen, wenn Jemand von der kaiserlichen Familie mit ihr tanzen will. Diese Fälle sind jetzt bey der starken Anzahl der Prinzen nicht selten. Man spricht in diesen Gesellschaften gewöhnlich französisch, mitunter auch teutsch. Diese Sprache sprechen der Kaiser und seine Brüder abscheulich. Ich weiß nicht, ob es Sitte der österreichischen Erzherzoge ist, nur österreichisches Kauderwelsch zu sprechen. Bekanntlich machte auch Kaiser Josef hiervon keine Ausnahme. Wahrscheinlich liegt dieser Fehler aber an der Erziehung, die gewöhnlich von Oesterreichern besorgt wird, und unter diesen giebt es gewiß in ganz Wien keine zwey, denen ich nicht gleich sagen könnte, sie sind ein Oesterreicher. Ausser dem schwäbischen scheint kein Dialect so schwer abzulegen zu seyn, als dieser.