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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit

nicht aus. Seine Augen glühten und flackerten und er senkte sie zu Boden.

„Die politischen Verhältnisse ...“ begann er rauh und stockte – „hm, erfordern den Tod der Tyrannen.“

Dann schluckte er und sah verwirrt zur Seite.

„Keine politischen Verhältnisse erfordern feigen Meuchelmord, noch können sie ihn jemals rechtfertigen,“ sprach der kleine Mann tonlos weiter. „Du aber bist ein Mörder, gleich mir, und bist nicht wert, das geistliche Gewand zu tragen.“

„So? Pfeift die unschuldsvolle Tugend aus diesem Loch?“ brauste Vater Nikiphor auf. „Du willst mich wohl angeben, Freundchen? Nein, so haben wir nicht gewettet!“

„Ich werde mich selbst angeben, selbstverständlich!“ sagte der kleine Volksschullehrer einfach. „Zuerst aber will ich Dir sagen: Du mit Deiner Kraft und Macht bist ein erbärmlicher, armer, sündiger Mensch und Du hast den Baron gehaßt und hast mich zum Mörder gemacht. Nein, widersprich mir nicht,“ fuhr er fort, – „es ist so und ich weiß es.“

Der Pope widersprach nicht. An allen Gliedern zitternd stand er da. Dann stürzte er sich mit einem Wutschrei auf den kleinen Mann, warf ihn zu Boden, schnürte ihm mit Handtüchern Hände und Füße zusammen, steckte ihm sein Taschentuch in den Mund, hob die leichte Last empor, als wäre sie ein Kind, und schleuderte sie krachend aufs Bett.

„Mit dem Angeben hat’s noch gute Weile, Brüderchen,

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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit. S. Schottländers Schlesische Verlagsanstalt, Berlin 1910, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FrancesKuelpeRoteTage.pdf/178&oldid=- (Version vom 1.8.2018)