Seite:Friedlaender-Interessante Kriminal-Prozesse-Band 1 (1910).djvu/122

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Worten gedroht: Nimm dich in acht, sonst kommst du nach dem Käuffchen. (Käuffchen ist der Wärter der schmutzigen Station.) Sauren bekundete noch: Es sei ihm einmal erzählt worden, daß vor acht Jahren in Mariaberg ein Kranker erschlagen worden sei. – Ein anderer Zeuge bekundete: Ein Kranker sei von dem Bruder Pankratius einmal ganz furchtbar geschlagen und alsdann mehrere Tage in eine Zelle gesperrt worden. Wärter Käuffchen habe mehrfach Kranke im Hofe des Klosters an einen Baum festgebunden. Vors.: Haben Sie das selbst gesehen? Zeuge: Jawohl, das habe ich mehrfach gesehen. Vors.: Wie lange mögen wohl diese Kranken am Baum festgebunden gewesen sein? Zeuge: Den ganzen Tag. – Vors.: Waren Brüder dabei? Zeuge: Jawohl, der Rektor Overbeck. – Vors.: Können Sie das beeiden? Zeuge: Jawohl, mit reinstem Gewissen. – Die medizinischen Sachverständigen wurden schließlich aufgefordert; ihr Endurteil über die Zustände in „Mariaberg“ abzugeben. Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Finkelnburg: Ich muß bemerken, daß ich vergeblich nach Worten suche, um für die Zustände in Mariaberg, wie sie uns durch die Beweisaufnahme hier vorgeführt worden sind, die richtige Bezeichnung zu finden. Mich haben diese hier bekundeten Vorgänge mit Entsetzen und Abscheu erfüllt. Derartige Dinge sollte man weder in Deutschland, noch in einem anderen zivilisierten Lande für möglich halten. Dr. Besser und Geh. Sanitätsrat Dr. Ripping erklären, daß sie sich diesem Gutachten vollständig anschließen können. – Medizinalrat Dr. Gerlach: Ich kann mich auch nur dem Gutachten des Herrn Geheimrats Finkelnburg anschließen. Ich will aber noch bemerken, daß nächst den Mißhandlungen es in hohem Grade zu verurteilen ist, daß den Kranken ärztliche Hilfe versagt und die gesamte Krankenpflege den Brüdern überlassen wurde. Die Kranken bedürfen schon der ärztlichen Behandlung im Interesse der Hygiene. In Mariaberg wurden die Verhältnisse geradezu auf den Kopf gestellt. Ich bin der Ansicht, daß die Ärzte der