sagte, auf einen Tag. Ich glaube es Herrn Dr. Capellmann einfach nicht, daß es ihm nicht möglich war, sich um das Schicksal des Forbes zu bekümmern. Er durfte als pflichttreuer Arzt die Patienten nicht Schustern, Schneidern und Kesselflickern überlassen. Er mußte sich sagen: es ist unmöglich, daß in einer Anstalt, die 660 Kranke birgt, zwei Ärzte im Nebenamt auf 11/2 Stunden täglich angestellt sind. Er mußte, nachdem die Anstalt von 30 auf 660 Patienten angewachsen war, darauf dringen, daß noch ein Assistenzarzt angestellt wurde. Anstattdessen schreibt er noch im vorigen Jahre an die Provinzialverwaltung: „Ich glaube nicht, daß sich der Vorstand des Alexianerklosters Mariaberg bei der Eigenartigkeit seiner Einrichtungen dazu verstehen wird, noch einen Assistenzarzt anzustellen.“ Dieser Prozeß hat ja bereits das günstige Ergebnis gehabt, daß Sanitätsrat Capellmann eingesehen hat, daß es so doch nicht weiter geht, und deshalb gestern seine Stellung als Anstaltsarzt in Mariaberg niedergelegt hat. – Dem Rektor Overbeck wird in der Broschüre zum Vorwurf gemacht, daß er im Verein mit den anderen Brüdern den Forbes widerrechtlich gefangen gehalten und in systematischer Weise seinen Tod herbeiführen wollte. Für diese Behauptung ist der Wahrheitsbeweis vollständig erbracht. Geh. Rat Finkelnburg hat erklärt: Es ist ein Wunder, daß Forbes durch die jahrelange Internierung nicht irrsinnig geworden ist. Eine längere Internierung hätte zweifellos zum Irrsinn geführt. Es kann für den, der der Verhandlung gefolgt ist, keinem Zweifel unterliegen, daß die Brüder sowohl in dem Falle Forbes als auch in dem Falle Rheindorf die Helfershelfer des Bischofs waren. Sie haben in bewußter Absicht den Forbes gefangen gehalten, denn wenn sie auch ungebildete Leute waren, so mußten sie sich doch als vernünftige Menschen sagen, wir sind genötigt, einen Arzt zu Rate zu ziehen, wir dürfen den Forbes ohne ärztliche Erlaubnis nicht länger gefangen halten. Anstattdessen sagt sowohl Rektor Overbeck als auch der
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 1. Hermann Barsdorf, Berlin 1910, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_1_(1910).djvu/136&oldid=- (Version vom 31.7.2018)