Hugo Friedländer: Kulturhistorische Kriminal-Prozesse der letzten vierzig Jahre, Band 1 | |
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Hödel, der wegen Mangel an Arbeit mit allerlei Dingen handelte, hatte sich am Tage vorher den Revolver bei dem Waffenhändler Hippolit Mehles in der Friedrichstraße für sechs Mark gekauft. Laut Gutachten von Sachverständigen konnte er mit diesem Revolver nicht treffen. Hödel bestritt auch, daß er den Kaiser erschießen wollte, er habe in Gegenwart des Kaisers sich selbst erschießen wollen.
Am 10. Juli 1878 hatte sich Hödel vor dem Preußischen Staats-Gerichtshof, der damals für Hoch- und Landesverrat in Preußen allein zuständig war, wegen Hochverrats zu verantworten. Er beteuerte hier nochmals, daß er nicht die Absicht gehabt habe, den Kaiser zu erschießen. Er wurde trotzdem zum Tode verurteilt. Als der Vorsitzende, Kammergerichts-Vizepräsident Dr. v. Mühler, das Todesurteil verkündete, fing der Angeklagte Fliegen. Er war, nebenbei gesagt, ein Mensch von krankhafter Eitelkeit. Er erkundigte sich vor der Verhandlung, ob auch die Berichterstatter gute Plätze haben werden, so daß sie genau und ausführlich berichten können. Während der Verhandlung drehte sich Hödel mehrfach lächelnd zu den Berichterstattern um.
Am Morgen des 16. August 1878 wurde Hödel auf dem Hofe des Berliner Zuchthauses, Lehrter Straße, von dem Scharfrichter Krauts hingerichtet.
Im Anschluß hieran sei eine interessante journalistische Episode mitgeteilt. Im Jahre 1878 existierte
Hugo Friedländer: Kulturhistorische Kriminal-Prozesse der letzten vierzig Jahre, Band 1. Continent, Berlin 1908, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Kulturhistorische_Kriminal-Prozesse-Band_1_(1908).djvu/25&oldid=- (Version vom 1.8.2018)