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Hugo Friedländer: Kulturhistorische Kriminal-Prozesse der letzten vierzig Jahre, Band 1

Der Gatten- und Kindermörder Konrad.

Im Sommer 1882 durcheilte die Reichshauptstadt die Kunde von einem furchtbaren Verbrechen im Osten Berlins. Eine noch junge Frau wurde nebst ihren drei kleinen Kindern im Alter von 1 bis 5 Jahren im Kleiderspind aufgehängt gefunden. Man glaubte zunächst, die Frau, die mit ihrem Mann, einem Kutscher namens Konrad, in Unfrieden lebte, habe in einem Anfall von Schwermut oder geistiger Umnachtung die Kinder und alsdann sich selbst aufgehängt. Man glaubte dies um so mehr, als die Stube von innen verriegelt war.

Allein die Kriminalbeamten, die an den Tatort geeilt waren, wollten an diesen Mord und Selbstmord, obwohl die Tür von innen verriegelt war, nicht glauben, sondern hielten den Mann und Vater für den Mörder. Als das Kleiderspind, in dem die Leichen hingen, geöffnet wurde, fiel der des Mordes verdächtige Ehemann in Ohnmacht. Diese Ohnmacht war aber, wie die Beamten wahrnahmen, nicht echt. Man fand auch einen Roman in der Konradschen Wohnung, in dem eine Anleitung gegeben war, wie man von außen den Riegel einer Stubentür zuschieben könne. Außerdem wurde festgestellt, daß Konrad mit seiner Frau in Unfrieden gelebt und sie oftmals mißhandelt habe, hauptsächlich weil sie ihm Vorwürfe machte, daß er mit einer anderen Frauensperson eine Liebschaft unterhalte. Er hatte oftmals gedroht, Frau und Kinder ermorden zu wollen, um alsdann seine Geliebte heiraten zu können. Bei letzterer wurden Briefe

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Hugo Friedländer: Kulturhistorische Kriminal-Prozesse der letzten vierzig Jahre, Band 1. Continent, Berlin 1908, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Kulturhistorische_Kriminal-Prozesse-Band_1_(1908).djvu/27&oldid=- (Version vom 1.8.2018)