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seines ewigen Heils. Es ist klar, daß dieser Weg der Kreuzesflucht nicht bloß zum Abfall führt, sondern selber schon Fall und Abfall ist, ein Weg, den man nicht betreten kann, ohne daß man seine ewige Seligkeit verscherzt. Es gilt also, wie in jenem Leiden, in welchem der Mensch sich einem Gekreuzigten gleich angenagelt befindet, so auch in den Leiden, denen er durch Sünde entrinnen könnte, gleich geduldig auszuharren und auf das Beispiel des gekreuzigten HErrn zu sehen, den auch nicht die Nägel am Kreuze hielten, sondern seine Liebe zu uns und sein Gehorsam gegen den himmlischen Vater. Er hätte sich wohl losmachen und vom Kreuze herniedersteigen können. Diesem Beispiel gilt es nachzufolgen, denn sich selbst vom Kreuz loszumachen, hat die Verwerfung von seiten Gottes zur Folge, Hebr. 10, 38. 39. Wer zurückweicht, also feig und scheu sich vom Leiden zurückzieht, an dem hat Gott kein Gefallen, der fährt dahin in die Verdammnis, v. 39. Wir sind nicht von der Zurückweichung zur Verdammnis, sondern vom Glauben zur Errettung. „Die da weichen und das Zeichen ihres Bräutigams verschmähn, müssen laufen zu den Haufen, die zur linken Seite stehn“ heißt es in einem Lied. Hebr. 12, 3. Daß ihr nicht matt werdet und die Spannkraft verliert, daß ihr, anstatt mit kräftiger Energie eines heiligen Willens das Leiden zu tragen, nicht werdet wie ein lasser Bogen; denn so wird dann der Mensch, er verliert die Spannkraft und ist dann laß und nicht fähig zu tragen, was ihm Gott auferlegt, v. 12. Warnung vor dem Schicksal eines Esau, der auch nicht mehr Raum zur Buße fand. Der Ausblick auf die furchtbaren Folgen des Falls Hebr. 10, 26 und 31; 6, 4 ff. (cf. oben).

 8. Der Trost im Kreuz. Der erste und nächste Trost, freilich ein Trost der allgemeinsten Art, der bei jedem Leiden anwendbar ist und bei jedem Leidenden auch fäht, ist der, daß das Leiden eine Schickung Gottes ist, also aus seiner gütigen Vaterhand kommt, Matth. 10, 29 ff.; Joh. 18, 11. Der HErr nimmt das Leiden, das ihm in Gethsemane droht, als einen Kelch, den ihm sein Vater gegeben hat. Man findet den ersten Eingang zur Seele eines Leidenden mit diesem Trost. „Kein Leiden kommt von ungefähr, die Hand des Höchsten schickt es her.“ Das ist der erste Trost.

 Der zweite Trost ist, man könnte sagen ein allgemein menschlicher, wenn er nicht eben doch beim Christen eine spezifische Gestalt annähme, das ist die Aussicht auf das Ende des Leidens und Kreuzes und die selige Veränderung, welche der Tod dem