mir Hochmuth u. Selbstgefälligkeit gar sehr im Wege. Ich blieb auch bey meinem Verderben zu lang stehen, u. betrübte den Heiland oft durch Mißtrauen u. Zurücktreten, da Er mir doch mit seiner Hülfe stets entgegen eilte, wie ich oft in meinen Mädchenjahren erfahren habe. Anno 1781 trat ich ins Chor der ledigen Schwestern ein, mit dem angelegentlichen Wunsch, daß der liebe Heiland mich in demselben aller der Segen, die Er diesem Chor insbesondere erworben, ganz theilhaftig machen möge. Alle meine Stunden heilige Du dir, mach mich deinen Wunden, Lamm! zur Ehr u. Zier – das war mein Flehen; und ach! wie gern hätte mein treuer Heiland dieses an mir erfüllt. Aber ich habe gar bald wieder den Bund gebrochen, u. bin Ihm noch oft zur Schmach gewesen; denn nach Verlauf eines Jahres kam ich von der seligen Einfalt ab, u. zerstreute
: Gemein-Nachrichten - Beylagen I-IV 1788,5. , Herrnhut 1788, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:GN.A.250_Gemein-Nachrichten_1788,5.pdf/15&oldid=- (Version vom 29.12.2024)