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Ort zu stellen, damit er von allen Zuhörern vollkommen verstanden werde. Nun versehe er sich, daß seine Zuhörer bisher ihn deutlich hören konnten und daß sein gnädiger Fürst und Herr an ihm und seiner Lehr und auf derselben Kanzel ein gnädiges Gefallen gehabt. Die Kanzel habe über 50 Jahre allda gestanden (d. h. an der ersten nordwestlichen Säule bei Nr. 77); nun aber solle sie wieder auf ihren ursprünglichen Stand (d. h. an die erste südöstliche Säule bei Nr. 92) zurückversetzt werden. Das geschehe aber aus Frevel und Hochmuth und aus durstigem Gemüth. Der Hauptursächer (d. h. der Richter Faber, mit welchem Porphyrius nie gut stand) solle wissen, daß er weder für die Schule, noch für die Kirche etwas thue, seit zwei Jahren das h. Abendmahl nicht genossen habe, und daß er (der Prediger) ihm (dem Richter) nicht gestatte, den Predigtstuhl wegzureißen, ohne ausdrücklichen fürstlichen Befehl. Bist du – der Prediger wendete sich an den in der Kirche anwesenden Richter – ein Jedit oder Kuckuck, so bleibe einer und laß mich und meinen Predigtstuhl zufrieden. Willst andere Leute reformiren, und verträgst dich mit Niemand. Darauf fing er seine Predigt an. Aus dem Berichteten mögen Ew. Gnaden (die Räthe) ersehen, wie es mit seiner Predigt geschaffen ist. Ich, der Richter, habe dieselbe vornehmlich auf mich bezogen, da ich gerathen habe, daß man es dem Prediger nicht machen könne, wie es ihm gefalle. Allein der Herr Superintendent weiß, wie er sich zuvor in andern die Kirchenordnung betreffenden Punkten gesträubt hat. Daher seine Bitterkeit, welche er bei der Deliberation sehen zu lassen nicht gewagt, wohl aber vor der Gemeinde ausgegossen hat. Welches Alles wir auf derselben gnädiges Begehren unterthänig nicht verhalten sollen. Datum 29. Apr. 1582. Abt, Rektor, Verwalter und Richter.“ Zuverlässig hatte Melanchthon, als er vor 27 Jahren den Kandidaten Porphyrius dem Markgrafen empfahl, von seinem Empfohlenen eine andere Haltung und Predigtweise erwartet. Porphyrius starb im folgenden Jahre und wurde im Kirchhofe bei dem Ampelhäuslein gegen der untern Kirchthüre bei seiner ersten Hausfrau und seinem Kindlein begraben. Seine

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Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 2). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1879, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_2).pdf/117&oldid=- (Version vom 1.8.2018)