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sie den bezechten Wildmeister von Onolzbach und Einen von Mang von Kuedorf, welche Zweien jener Knechte die Flinten abnahmen. Der auf Anrufen herbeigeeilte Richter Hartung schritt gegen die Ruhestörer ein, befahl ihnen, die Flinten zurückzugeben und friedliche Unterthanen unangefochten zu lassen. Dann ging der Hochzeitszug weiter nach Kirchfarrnbach. Dort fand der junge Pfarrer die Scheune so eingegangen, daß man kein Getreide darin aufbewahren konnte; im ganzen Pfarrhause kein Schloß, so daß Niemand bei Tag und Nacht darin sicher war. Auf seine Bitte um Abhilfe verfügte der Abt: „Die Heiligenpfleger hätten aus dem Gotteshaus, die Gemeinde mit Stroh und Diensten zu helfen, er selbst werde das Bauholz geben.“ Braun war schon nach zwei Jahren so leidend, daß er das Pfarrlehen dem Abt zurückgeben mußte. Ihm folgte der Kandidat Ambrosius Pretorius, der nach bestandenem Examen in Onolzbach sein Jurament in Heilsbronn that und, wie alle Klosterpfarrer jener Zeit, dem Abt angelobte: „das Wort Gottes zu lehren und die Sakramente zu verwalten nach unseres gnädigen Herrn Kirchenordnung.“ Wir haben vorhin Klosterpfarrer kennen gelernt, die von den Examinatoren tüchtig befunden wurden, in der Praxis sich aber nicht bewährten. Zu diesen gehörte auch Pretorius. In seinem Filial Hirschneuses wurde vor der Reformation allwöchentlich eine Messe gelesen und der Pfarrer dafür jährlich mit 3 fl. remunerirt. Nach Einführung der Reformation wurde dort gegen dieselbe Remuneration alle 14 Tage gepredigt. Pretorius erklärte aber dem Abt, daß er für einen so geringen Lohn nicht alle 14 Tage predigen könne; er zerreiße auf dem Wege dahin für mehr als 3 fl. Schuhe. Gleichzeitig bat er den Abt, den Bauernsohn Schwarz von Dippoldsberg und dessen Mutter zu bestrafen. Auf die Fragen: „Ob er ein Sünder sei? ob er beten könne? wodurch er selig werden wolle? wer für ihn gestorben sei?“ konnte der Bursche nicht antworten, worauf ihm Pretorius das Abendmahl verweigerte mit dem Auftrage: vorerst zu ihm zu kommen und sich unterrichten zu lassen. Darauf überlief und schmähte die Mutter den Pfarrer, daher dessen Strafantrag. Der

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Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 2). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1879, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_2).pdf/37&oldid=- (Version vom 1.8.2018)