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gerodet und urbar gemacht werden. Als 1655 ein öd gelegenes Gütlein zu Neukirchen wieder einen Besitzer erhielt, da hieß es ausdrücklich, daß er die „angeflohenen drei Morgen Äcker“ erst wieder „ausraiten“ müßte. Ganz besondere Schwierigkeit bereitete bei dem Wiederaufbau die Gewinnung und Nachzucht eines gesunden Viehstandes, ohne den ein bäuerlicher Betrieb nicht zu denken ist.

 Die Pfarrei Sachsen hatte nach dem Tode des unglücklichen Pfarrers Michael Löscher nicht wieder besetzt werden können, nicht nur weil das Pfarrhaus abgebrannt war, sondern auch, weil er in der verödeten Pfarrei sein Auskommen nicht mehr hätte finden können. Die Verwesung der Stelle wurde damals dem Pfarrer Andreas Vogtherr in Eyb übertragen, der zugleich auch noch Brodswinden zu versehen hatte. Aber trotz der drei Pfarreien mußte er noch bitterste Not leiden, wie er es in dem Vers aussprach:

Komm ich auf Sachsen – ist nichts gewachsen,
Komm ich auf Brodswinden – ist nichts zu finden,
Komm ich auf Eyb – hab ich zu tun, daß ich da bleib.

 Erst 1656 konnte an die Wiederbesetzung der Pfarrei gedacht werden. Damals berichtete die Gemeinde, daß nunmehr von den 21 Dörfern und Weilern 17 wieder „ziemlich wohl besetzt seien“. Es gab also auch da noch mehrfach unbesetzte Häuser, nicht zu gedenken der vier anderen Orte, die offenbar noch sehr schlecht „besetzt“ waren. Die Zahl der Haushaltungen wurden damals auf 124 angegeben; nach dem Umfang der Pfarrei hätten es etwa 200 sein müssen. An Einwohnern wurden 6–700 gerechnet, hätte aber mindestens das Doppelte betragen sollen. Auch das läßt uns erkennen, wie langsam und wie schwer die Folgen des Krieges zu überwinden waren.

 Hervorzuheben ist noch die außerordentliche Unsicherheit nach dem Kriege. Die aus dem Heeresdienst entlassenen Soldaten hatten meist keine Heimat mehr, wohin sie sich zurückziehen konnten. Sie hatten überhaupt keine Lust, sich wieder in eine geregelte Friedensarbeit einzustellen. So blieben sie am liebsten in größeren oder kleineren Trupps beisammen, zogen bettelnd und fechtend im Lande umher, suchten mit Drohungen von den Bauern ihren Unterhalt zu erpressen und scheuten auch vor Raub und Diebstahl nicht zurück. Daneben fehlte es nicht an sonstigen Bettlern, schon von der Kriegszeit her, und auch sie forderten es als ihr gutes Recht, von den Bauern ernährt zu werden. So war es eine rechte Landplage mit all diesen Leuten, die einem Friedensaufbau im Wege standen, ganz abgesehen von dem sonstigen verbrecherischen Gesindel, das stark im Lande umging. Auch da wurde es nur ganz langsam besser.