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Selbst der Pfleger und Kommandant von Lichtenau, Andreas Imhof, wurde 1646 von umherstreifenden Truppen aufgegriffen und mußte sich mit 130 Talern loskaufen. Erst das Jahr 1648 brachte den wirklichen und endgültigen Frieden, den bekannten Westfälischen Frieden von Münster und Osnabrück. Nun erst konnte Paul Gerhardt sein Lied anstimmen: „Gottlob, nun ist erschollen das edle Fried- und Freudenwort, daß nunmehr ruhen sollen die Spieß und Schwerter und ihr Mord.“ Jetzt erst konnte der Wiederaufbau des zerstörten Landes wirklich vollführt werden.


8. Die Folgen des Krieges

 Es ist schon bei der Schilderung des Schreckensjahres 1634 und bei der Darstellung der damaligen Kriegsverwüstung in den einzelnen Dörfern gezeigt worden, wie furchtbar die Verheerung des Krieges war. Die Folgen des Krieges hielten aber noch lange an, und es zeigte sich erst beim Ausgang des Krieges so recht, was alles zugrunde gerichtet worden war. Allzu viele Menschen waren im Elend verkommen, durch Hunger und Entbehrung aufgerieben, durch Seuchen hinweggerafft oder von den Soldaten erschlagen worden. Ganze Familien waren ausgestorben, ihre Höfe und Güter blieben auch nach dem Friedensschluß einsam und verlassen. Man kann sagen, daß die Hälfte der Bevölkerung auf dem Lande verschwunden war. Im Jahre 1643 muß die Kirchenstiftung in Sachsen klagen, daß ihr Vermögen fast ganz auf den „öden, meist eingegangenen Gütern“ hafte. Oder im Jahre 1650, also zwei Jahre nach dem Friedensschluß, mußte von der Pfarrei Sachsen bezeugt werden, daß weder Zehnten noch andere Gefälle erhoben werden könnten, weil die eingepfarrten Flecken „mehrerteils öd liegen“. Noch 1654 liest man von einem Hof in Malmersdorf, der zur Pfarrei Sachsen sieben Metzen Zehntkorn hätte liefern sollen: „Stehet öd, ist der Stadel abgebrannt und fällt das Haus zusammen.“ Im gleichen Jahre sind in Sachsen „nicht über sechs Haushalten bewohnt gewesen“. Nur langsam füllten sich die Dörfer wieder, nicht zum letzten durch den Zuzug österreichischer Emigranten, von denen hernach noch besonders zu reden sein wird. Langsam ging es vorwärts in dem Sinne, wie ein Nürnberger Bote im Jahre 1650 meldete: „Die Felder würden je länger, je mehr gebaut und sei gute Hoffnung zu täglicher Besserung vorhanden.“ Die Felder sahen freilich, nachdem sie so lange brach gelegen waren, ganz verwildert aus; es war Unkraut und Gestrüpp aller Art gewachsen, nicht selten sogar Jungholz angeflogen. Da mußte erst mühsam wieder