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weiße Stuckdecke wurde durch eine braune Sperrholzdecke ersetzt und dabei drei Gemälde als Sinnbilder der heiligen Dreifaltigkeit angebracht. Auch die Untersichten der Emporen erhielten Sperrholzbelag. Die allzu einfachen und unschönen Emporen wurden auf mannigfache Weise schöner geformt und freundlich bemalt. Gestühle und Fußboden wurden entsprechend behandelt, die Seitenwände und Fenster repariert, der Chorbogen über dem Altar herausgehoben usw. Was am Altar und an der Kanzel geschah, wurde schon erwähnt. Die Leitung der Arbeiten hatten die beiden Architekten Will und Stölzle in Nürnberg übernommen. Die Gesamtkosten beliefen sich auf rund 13 000 RM. Sie wurden gedeckt teils durch Bauzuschüsse des Reiches mit dazugehörigen Zinsgutscheinen im Gesamtbetrag von rund 2700 RM, teils durch freiwillige Gaben der Gemeinde im Laufe der letzten Jahre mit über 3000 RM, teils durch Mittel der Kirchenstiftung, durch Kirchenumlagen und Kirchgeld, endlich auch durch Verwendung der Zinsen und anderer Anfälle aus dem vorhandenen Baufonds.


Der Kirchturm

 Der um 1461 neugebaute Turm (siehe S. 67) hatte in seinem Mauerwerk gewiß dieselbe Höhe, wie sie heute noch sichtbar ist. Auch das Dach, der Turmhelm, mag ähnlich hoch gewesen sein. Wie alle hohen, dem Wind und Wetter vornehmlich ausgesetzten Bauten bedurfte auch der Sachsener Kirchturm häufiger Reparaturen. Vor allem wurde dies auch dadurch notwendig, daß mehrfach Blitzschläge auf den Turm niedergingen. Ein besonders schwerer Schlag wird uns aus dem Jahre 1611 überliefert, wo am Trinitatis-Sonntag (19. Mai) der Turm bei einem Ungewitter „durch einen Feuerstrahl entzündet“ wurde. Das ganze Gebälk über dem Mauerwerk samt dem Glockenstuhl brannte damals ab, die Glocken mit dem Uhrglöcklein stürzten halb geschmolzen nieder, und sonst wurde noch viel Schaden angerichtet. Auch ein Menschenleben war zu beklagen. Nach damaliger Sitte hatten sich mehrere Leute im Turm eingefunden, um das „Wetterläuten“ zu besorgen, weil man glaubte, durch starkes Läuten die Wetterwolken vertreiben zu können. Unter ihnen befand sich auch der Sohn des Hans Kraft von Sachsen. Dieser wollte unter der Türe nach dem Wetter Ausschau halten, als eben in diesem Augenblick der Blitz niederfuhr und ihn tötete. Über den Wiederaufbau des Turmes entspann sich der übliche Streit zwischen dem Markgrafen und der Stadt Nürnberg. Die Nürnberger wollten nur dann den halben Kostenanteil tragen, wenn ihnen, wie schon berichtet wurde, der Markgraf das Recht zur