Seite:Georg Rusam - Geschichte der Pfarrei Sachsen.pdf/199

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

genommen werden. Nun wandte man sich an einen bewährten Glockengießer, namens Wolf Hieronymus Herold in Nürnberg. Dieser schuf eine neue Glocke im Gewicht von 121/2 Zentner um den Preis von 113 fl. Die Glocke trug das markgräfliche Wappen und die Aufschrift:

Christian Albertus princeps ubi floruit haeres
Flos patriae, campana sacros repatatur in usus.

Zu deutsch: Da Erbprinz Christian Albrecht heranwuchs als Blüte des Landes, ward die Glocke erneuert zu heiligem Brauch.

 Schon 1732 mußte die große Glocke neuerdings eines Sprunges wegen umgegossen werden, was diesmal Alexander Arnold von Dinkelsbühl besorgte um 182 fl. 1845 zersprang die kleine Glocke, die in Nürnberg von dem Glockengießer Höfler um 48 fl. umgegossen wurde. Die gleiche Glocke bekam 1901 abermals einen Sprung und wurde diesmal von Heller in Rothenburg um 255 RM neu gegossen.

 In einer Beschreibung der Glocken aus neuerer Zeit heißt es:

 Die große Glocke, 85 cm hoch, 99 cm im Durchmesser, trägt oben herum in einem Blumengewinde die Inschrift: „Aus Feuers Flamm bin ich geflossen, durch Alex. Nik. Arnold in Dinkelsbühl bin ich gegossen worden, anno 1732.“ Mitten auf dem Mantel der Glocke war ein Kruzifix angebracht, auf der Gegenseite das Wappen der Markgrafen von Ansbach, umschrieben von den Buchstaben: C. W. F. M. Z. B. O. Sie bedeuten: Carl Wilhelm Friedrich, Markgraf zu Brandenburg-Onolzbach.

 Die mittlere Glocke, 80 cm hoch, 82 cm im Durchmesser, trug oben herum in gotischer Ornamentik die Inschrift: „Hans Pfeffer in Nürnberg goß mich anno MDCXVIIII“ (1619).

 Die kleine Glocke, die Taufglocke, zeigte die Inschrift: „Lasset die Kindlein zu mir kommen.“ Sie wog 227 kg.

 Während des Weltkrieges mußte am 29. Juni 1917 die kleine Glocke an die Heeresverwaltung abgeliefert werden. Da nach dem Kriege Bronzemetall sehr schwer zu beschaffen war, beschloß die Kirchenverwaltung, die beiden noch vorhandenen Bronze–Glocken an die Kirche in Brodswinden zu verkaufen und dafür ein einheitliches Geläute mit vier Gußstahl-Glocken zu erwerben. Das geschah 1920. Die Firma Schilling und Lattermann in Apolda (Thüringen) lieferte die Glocken, die ein Gewicht von 1912 beziehungsweise 903, 518 und 365 kg hatten. Die Kosten mit 80000 Papiermark (Inflationszeit) wurden teils durch den Erlös aus den verkauften Glocken zu 30000 Papiermark, teils durch freiwillige Sammlung aufgebracht. Am 21. Oktober 1920 läuteten zum erstenmal die neuen Glocken.